Nach seiner historischen Hattrick-Show stopfte sich Bayerns Tor-Gigant Robert Lewandowski verspielt den Spielball unter sein Trikot. Der Weltfußballer führte das Münchner Starensemble in der Champions League einen weiteren Schritt in Richtung Finale.
Beim Comeback von Kapitän Manuel Neuer im Tor genügten dem polnischen Weltfußballer beim 7:1 (4:0) gegen Österreichs früh geschlagenen Meister Red Bull Salzburg elf famose Minuten, um mit zwei eiskalt verwandelten Foulelfmetern (12./21. Minute) und Saisontor Nummer zwölf in der Königsklasse (23.) das Tür zum Viertelfinale zu öffnen.
Serge Gnabry (31.), Thomas Müller (54./83.) und Leroy Sané (86.) gaben vor 25.000 feiernden Zuschauern in der Allianz Arena noch vier Zugaben. Salzburgs feines Ehrentor durch Maurits Kjaergaard (71.) war am Ende ein Schönheitsfehler, der höchstens Rückkehrer Neuer störte.
FC Bayern in Topform
«Es war ein Statement und Ausrufezeichen», sagte Neuer bei Amazon Prime Video. Er freute sich über den optimalen Auftakt mit dem doppelten Elfmeter. «Wir sind sehr zufrieden mit dem Auftritt.» Neuer hofft nun, «dass es so weitergeht». Der zweifache Torschütze Müller resümierte: «Es war eine ordentliche Partie. Die Bedeutung dieses Spiels für die Saison war jedem bekannt.»
Drei Wochen nach dem mageren 1:1 in Salzburg präsentierten sich die Bayern ansonsten nach der raschen Führung wieder in Europa-Form. Sieben Siege und 30:5 Tore nach acht Königsklassen-Partien wecken Titelträume. Die zuletzt vermisste spielerische Leichtigkeit kehrte zurück. Ausgelost wird das Viertelfinale am 18. März. «Wenn wir weiterkommen, kann die Saison eine enorm gute werden», hatte Müller vorm Spiel gesagt. Es war womöglich eine sich erfüllene Prophezeiung.
Comeback von Keeper Neuer
Zu Spielbeginn richteten sich die Augen in der Arena auf Manuel Neuer. Der Kapitän führte die Bayern-Elf nur vier Wochen nach einer Operation am rechten Knie wieder an. Und der 35-Jährige erlebte – trotz Gegentor – einen erfreulichen Comeback-Abend. Die Hauptrolle spielte aber Lewandowski. Gleich in der ersten Minute prüfte der Torjäger Salzburgs Torwart Philipp Köhn. Trainer Julian Nagelsmann setzte auf seine komplette Offensiv-Kapelle und hinten auf nur drei Verteidiger in der von ihm geliebten Dreierkette. «Am Ende geht es darum, die formstärksten Spieler auf den Platz zu bringen», begründete Nagelsmann bei Amazon Prime seine Herangehensweise.
Sie ging auch gut, weil Flügelstürmer Kingsley Coman eine vom gebürtigen Münchner Karim Adeyemi vorbereitete Großchance von Nicolas Capaldo im eigenen Strafraum so eben zur Ecke klären konnte (2.). Der agile Coman, schon Last-Minute-Torschütze im Hinspiel, leitete dann auch das 1:0 ein. Lewandowski nahm seine Hereingabe technisch brillant mit – Salzburgs Maximilian Wöber musste foulen.
Lewandowskis Hattrick-Show
Den Elfer schoss Lewandowski flach ins linke Eck. Beim 2:0 gab es fast das gleiche Spiel: Wieder wurde Lewandowski von Wöber gefoult. Und wieder wählte der Pole die linke Ecke, Köhn hechtete zur anderen Seite. Beim 3:0 nach Pass von Müller hatte Bayerns Superstürmer dann auch das Glück, dass der herausstürzende Torwart Köhn ihm den Ball ans Bein knallte. Auch Wöber stand wieder unglücklich Pate.
Lewandowskis Hattrick nach 22 Minuten war der schnellste in der Champions-League-Geschichte. Der letzte war Lewandowski beim 6:0 gegen Roter Stern Belgrad im November 2019 gelungen, damals traf er sogar viermal innerhalb einer Viertelstunde. Wichtiger aber war es nun in einem K.o.-Spiel gegen die jungen Salzburger, die brutal an ihre Grenzen stießen, aber sich aber nicht hängenließen.
Trainer Nagelsmann konnte nach der frühen Klärung der Kräfteverhältnisse in seiner Coaching Zone ohne Druck das Schaulaufen seiner Elf verfolgen. RB-Torwart Köhn ließ Gnabrys haltbaren Schuss unter der rechten Hand durchrutschen. Und Müller bejubelte drei Tage nach seinem ersten Karriere-Eigentor beim 1:1 gegen Leverkusen gleich zwei Treffer mit dem eigentlich schwächeren Fuß. Es waren seine Champions-League-Tore 51 und 52. Weitere sollen in den noch zwei K.o.-Runden bis zum Endspiel am 28. Mai in Paris folgen.
Gnabry und Coman angeschlagen
Nagelsmann hat die Auswechslung von Torschütze Gnabry schon zur Halbzeitpause als Vorsichtsmaßnahme begründet. Beim ihm habe der Muskel ein bisschen zugemacht, berichtete Nagelsmann nach dem Spiel. «Wir wollten kein Risiko eingehen», sagte der Coach.
Auch Offensivspieler Kingsley Coman verließ den Platz in der zweiten Hälfte vorzeitig wegen muskulärer Probleme, wie Nagelsmann auf Nachfrage erklärte. Ihm liege aber keine Rückmeldung vor, dass es sich bei dem Franzosen um etwas «Schwerwiegendes» handeln könnte.