Es hatte etwas Symbolisches wie Florian Wirtz alleine auf das gegnerische Tor zustürmte. Der Nationalspieler ist aktuell kaum aufzuhalten und hat Bayer Leverkusen mit einer weiteren starken Leistung zurück in die Champions-League-Ränge der Fußball-Bundesliga geführt.
«Ich wünsche ihm, dass er gesund bleibt und so weiter macht. Er hat viel für die Mannschaft gearbeitet», lobte Jonathan Tah am DAZN-Mikrofon seinen Teamkollegen, der beim 3:1 (2:1) beim VfB Stuttgart zum Mann des Spiels avancierte. Das 2:0 von Patrik Schick in der 19. Minute hatte Wirtz exzellent vorbereitet, den Endstand in der 70. Minute nach einem Konter selbst erzielt.
VfB gegen Wirtz ohne Zugriff
Robert Andrich, der nach einer halben Stunde für ein heftiges Foul die Rote Karte sah, hatte Bayer schon in der zweiten Minute in Führung gebracht, Orel Mangala (38.) für den VfB verkürzt. Den quirligen Wirtz, der in der Liga in dieser Saison nun schon bei sieben Torbeteiligungen und damit genauso vielen wie Stürmerstar Robert Lewandowski vom FC Bayern München steht, bekamen die Schwaben aber auch in Überzahl nicht in den Griff. Vor allem Verteidiger Marc Oliver Kempf hatte mit Leverkusens Offensivjuwel so seine Mühe.
Vor seinem Assist für Schick düpierte Wirtz den Abwehrspieler mit einem frechen Lupfer auf der rechten Seite. Zwei Minuten nach der Pause hatte Kempf bei einem Zweikampf mit dem 18-Jährigen Glück, dass es keinen Elfmeter für die Gäste gab. Beim Sololauf des Youngsters zur Entscheidung kam dann keiner der Stuttgarter, die auf Abwehrchef Waldemar Anton (Sperre) verzichten mussten und seit dem 5:1 gegen Fürth am ersten Spieltag auf einen Sieg warten, mehr hinterher.
Rote Karte nach Ansicht der Videobilder
Nach dem Traumstart durch Andrich kontrollierte die Werkself vor 23.450 Zuschauern die Partie, auch wenn sie sich nur wenige wirklich gute Chancen erarbeitete. Da sein Team «extrem effizient» auftrat, wie Bayer-Coach Gerardo Seoane befand, drohte dem VfB allerdings ein ähnliches Debakel wie in der ersten Halbzeit des vergangenen Heimspiels gegen Freiburg (2:3), bei dem er nach einer halben Stunde 0:3 zurückgelegen hatte. Erst der Platzverweis gegen Leverkusens Mittelfeldmann Andrich, der für ein heftiges Foul an Tanguy Coulibaly erst Gelb, nach Ansicht der Videobilder von Schiedsrichter Benjamin Cortus dann aber Rot sah, gab den Schwaben neue Hoffnung.
«Danach war es ein Stück weit ein anderes Spiel», sagte VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo. Bayer war nur noch zu zehnt – und Stuttgart auf einmal voll da. Bis zur Pause zumindest. Mehr als das Anschlusstor durch einen Abstauber des Belgiers Orel Mangala, der nach langer Verletzungszeit erstmals in dieser Saison in der Startelf stand, brachten die Stuttgarter aber nicht mehr zustande. «In der zweiten Halbzeit haben wir uns schwer getan, Chancen zu kreieren und Druck aufzubauen», analysierte Matarazzo, der «unterm Strich mit der Leistung nicht zufrieden» war. «Wir können mehr. Wir wollen mehr.»
So aber reichte den Gästen in der zweiten Halbzeit eine «hässliche Leistung», wie es ihr Torhüter Lukas Hradecky nach seinem 100. Bundesliga-Einsatz für Bayer nannte, um den vierten Sieg in den vergangenen fünf Pflichtspielen einzufahren. Knipser Schick musste nach 50 Minuten angeschlagen raus, hat sich einer ersten Einschätzung seines Trainers zufolge aber nicht ernsthaft verletzt. Und Leverkusen hat ja noch einen, der derzeit für massig Tore sorgt: Florian Wirtz.