34 Jahre vor der geplanten Düsseldorfer Fußball-Revolution verkaufte der damalige Werder-Manager Willi Lemke 1989 schon einmal ein Bundesliga-Spiel an einen Sponsor. Der Automobilhersteller Citroën erwarb für 120.000 Mark rund 30.000 Tageskarten, die er umsonst oder zu Tiefpreisen an die Fans weitergab.
Das Ergebnis: 37.204 Zuschauer kamen am 18. März 1989 zu einem Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten Waldhof Mannheim (2:1), der in den drei Spielzeiten zuvor jeweils weniger als 20.000 Besucher ins Bremer Weserstadion gelockt hatte.
Die Idee des Zweitliga-Clubs Fortuna Düsseldorf, Zuschauern ab der kommenden Saison zunächst bei drei Heimspielen freien Eintritt zu gewähren, findet Lemke deshalb aus seiner eigenen Erfahrung heraus sehr gut. «Das ist mutig. Das ist viel Arbeit. Aber meine Sympathien haben sie», sagte der 76-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
Volle Stadien attraktiver
Lemke war von 1981 bis 1999 Manager von Werder Bremen. Er schränkt zwar ein, dass man die damaligen und heutigen Zeiten im Profifußball «nicht vergleichen könne». Aber gerade weil «die Bundesliga heute viel stärker kommerzialisiert ist», begrüße er jede Idee, die ein großes Stadion wieder füllt.
«Ein volles Stadion ist für alle attraktiver als ein Stadion mit 20.000 Zuschauern», sagte Lemke. «Und ich kann mir vorstellen, dass die Fortuna das hinkriegt. Denn heute ist es doch so: Du musst drei oder vier Abos bezahlen, um alle Spiele von Werder Bremen sehen zu können. Das ist ein Unding, eine Frechheit.» Mehr Zuschauer in die Stadien zu locken, sei deshalb ein «sehr interessanter und guter Ansatz».
Seine eigene Erfahrung mit dem Verkauf eines Bundesliga-Spiels nennt der spätere Sonderberater des UN-Generalsekretärs noch heute «einen vollen Erfolg. Alle waren begeistert, dass wir gegen den Tabellenvorletzten verdoppelte Einnahmen hatten. Unser Ansatz war: Gegen Mannheim hätten wir sonst gar keine Tageskarten verkauft. So nahmen wir 120.000 Mark ein und alle waren zufrieden.» Citroën bekam dafür alle Werberechte an diesem Spiel «und schaffte es sogar in die Tagesthemen», so Lemke.
Trotzdem blieb das in Bremen bei einer einmaligen Aktion und wurde nicht – wie in Düsseldorf geplant – zu einem Langzeitprojekt. «Ich habe noch mehrere Versuche gestartet, fand aber keinen Sponsor mehr», erzählte der frühere Werder-Manager. «Die Resonanz war: Eine gute Idee – aber sie ist nach dem ersten Mal kein Knaller mehr.»