Nach dem Schlusspfiff gingen Kevin-Prince Boateng und Willi Orban aufeinander los und lieferten sich ein Wortgefecht. Auch während des Bundesligaspiels hatte sich Hertha BSC dem Favoriten RB Leipzig keineswegs ergeben, sondern viel Gegenwehr gezeigt. Aber am Ende reichte es wieder einmal nicht. Die Leipziger feierten durch das 1:0 (1:0) im siebten Auswärtsspiel gegen Hertha den siebten Sieg und kletterten in der Tabelle auf Champions-League-Platz vier.
«Das war heute eine gute Leistung gegen Hertha BSC, die es uns richtig schwer gemacht haben», sagte RB-Trainer Marco Rose am Samstagabend bei Sky. Ihm habe zwar oft die «letzte Konsequenz» gefehlt, doch angesichts des schweren Pokalspiels drei Tage zuvor gegen Borussia Dortmund (2:0) ließ Rose Nachsicht walten: «Vielleicht waren wir auch ein Stück weit müde.»
Das wollten die abstiegsbedrohten Berliner ausnutzen, doch ihnen fehlte die Durchschlagskraft. «Wir haben gut gestanden, hätten aber ein bisschen mutiger mit dem Ball sein müssen», sagte Herthas Führungsspieler Boateng, der seine Streitigkeiten nach dem Schlusspfiff nicht zu hoch hängen wollte: «Ich schreie oft rum. Das sind doch Streicheleien, da guckt man, wer stärker ist. Das ist doch schon längst vergessen.»
Aytekin: «Kann den Ärger von Schwarz nicht verstehen»
Die Gäste setzten von Beginn an die spielerischen Elemente und schnürten Hertha in der eigenen Hälfte ein. Die größte Chance wurde allerdings durch eine Unsicherheit von Hertha-Schlussmann Oliver Christensen begünstigt, der den Ball aber immerhin zu einer Ecke abwehren konnte. Glück hatten die Berliner, dass Schiedsrichter Deniz Aytekin bei einem Zweikampf zwischen Marc Oliver Kempf und Benjamin Henrichs nicht auf den Elfmeterpunkt zeigte (26.).
Beim Tor in der 39. Minute spielte Video-Assistent Harm Osmers die zentrale Rolle. Mohamed Simakan hatte Christensen im Fünfmeter-Raum angegangen, war aber vor dem Torwart am Ball. Geprüft wurde anschließend einige Minuten lang, ob ein Foul- oder Handspiel vorlag und ob Haidara, der nach Simakans Kopfball den Ball über die Linie stocherte, im Abseits stand. Trainer Schwarz suchte beim Gang in die Halbzeit deshalb auch das Gespräch mit dem Referee. «Am Ende des Tages war es ein korrektes Tor, deswegen kann ich den Ärger von Sandro Schwarz nicht verstehen», sagte Aytekin.
Die verdiente Führung spielte Leipzig in die Karten. Die Gäste drosselten nach dem Seitenwechsel das Tempo, sodass Hertha ein wenig mehr Spielanteile sammelte und häufiger in die Nähe des Gästetores kamen. Mit den Einwechselungen von Jessic Ngankam, Suat Serdar und Richter in der 62. Minute wollte Schwarz der Mannschaft neuen Schwung verleihen.
Auf Leipziger Seite kamen Dani Olmo und André Silva auf den Rasen, ohne dass sich die Spielanteile großartig veränderten: Leipzig kontrollierte die Begegnung, Hertha lief zumeist hinterher. Leipzigs Torhüter Janis Blaswich verhinderte neun Minuten vor Ende der regulären Spielzeit den Ausgleichstreffer durch Serdar. Auf der anderen Seiten verpassten Szoboszlai und Silva die endgültige Entscheidung (86.).