Prüfstein, Stolperstein – was erwartet die deutsche Fußball-Nationalmannschaft an diesem Donnerstag im Al-Bait-Stadion für ein Gegner? Costa Rica schaffte es als letztes Team zur WM-Endrunde in Katar.
Die Mannschaft besteht vor allem aus einem Gerüst mit Routiniers, die schon 2014 bei dem sensationellen Vorpreschen der Mittelamerikaner bis ins Viertelfinale von Brasilien dabei waren, darunter auch Starkeeper Keylor Navas, der nach dem 0:7 zum Auftakt gegen Spanien beim 1:0 über Japan sein Tor sauber halten konnte.
Auffälligkeiten beim deutschen Gegner
Kapitän mit 37 Jahren vor allem Motivator von der Bank: Bryan Ruiz muss mit der Reservistenrolle bei der WM leben. Das fällt ihm nicht leicht, zum Ende seiner Karriere hat er sich damit abgefunden und arrangiert. Ruiz ist dabei auch Helfer für die nachrückende Generation um den erst 18 Jahre alten Jewison Bennette.
Offensive, die bisher noch keine war
Zwei Spiele, ein Tor. Immerhin. Die Zahl der Torchancen in 180 Minuten plus jede Menge Nachspielzeit ist allerdings erschreckend. Keine gegen Spanien, vier gegen Japan. Im Strafraum des Gegners ging praktisch nichts, nur eine Tormöglichkeit erspielten sie sich. «Deutschland ist eine Mannschaft, die viele Chancen kreiert, und wenn wir sie schlagen wollen, müssen wir auch mehr kreieren», sagte Ruiz der Deutschen Presse-Agentur. Nicht mal eine Ecke holten die Costa Ricaner bisher heraus.
Der Spieler mit den meisten Pässen im Team fehlt
99 Pässe spielte Francisco Calvo bisher. Das ist Spitzenwert in Kader von Costa Rica. Der 30 Jahre alte defensive zentrale Mittelfeldspieler fehlt aber gegen die deutsche Mannschaft. Calvo, der im vergangenen Sommer von der Major League Soccer in die Türkei gewechselt war, kassierte bereits zwei Gelbe Karten und ist gesperrt. Er könnte durch Juan Pablo Vargas ersetzt werden, der bei Millonarios in Kolumbien unter Vertrag steht.
Sprinter und Dauerläufer
Der Schütze zum 1:0 über die Japaner ist auch Costa Ricas Spieler mit den meisten Sprints. Laut Statistik der FIFA waren es bisher 117. Die meisten Kilometer spulte Yeltsin Tejeda mit 23,06 Kilometern ab.
Der Trainer und die deutschen Erfahrungen
Luis Fernando Suárez hat schon mal mit einer Mannschaft bei einer WM gegen Deutschland gespielt. Dazu muss man wissen: Suárez, 62 Jahre alt, ist gebürtiger Kolumbianer, trainierte aber unter anderem schon Ecuador und Honduras. Mit Ecuador traf er bei der WM in Deutschland auch auf den Gastgeber, verlor aber klar mit 0:3. In derselben Gruppe spielte auch Costa Rica – und verlor gegen Ecuador unter Suárez mit 0:3.
Der Mutmacher
Felipe Camacho arbeitet seit der Amtsübernahme von Suárez mit der Mannschaft. Er ist Psychologe. Und er gab den Profis mit auf den Weg: «Die Person, die keine Ziel hat, weiß nicht, wo sie hingehen soll.» Das Ziel wurde dann gleich mal höchstmöglich angesetzt, vom Titel war sogar die Rede, es hagelte auch Kritik. Die verstummte prompt nach dem Sieg, durch den Costa Rica sich die Chancen aufs Weiterkommen wahrte.
«Die Tatsache, dass wir uns von einem 0:7 im ersten Spiel einer WM so schnell erholt haben, dass wir das zweite Spiel gewinnen konnten, zeigt doch, wie stark wir mental sind. Das war nicht einfach. Es wäre einfacher gewesen, niedergeschlagen zu sein, alles über den Haufen zu werfen. Aber wir haben weitergekämpft», sagte Routinier Celso Borges.