Toni Kroos folgt dem Werben von Bundestrainer Julian Nagelsmann und kehrt vor der Heim-EM in die Fußball-Nationalmannschaft zurück. «Leute, kurz und schmerzlos: Ich werde ab März wieder für Deutschland spielen», schrieb der 34-Jährige bei Instagram und beendete damit das wochenlange Rätselraten um sein Comeback im DFB-Team.
Als «interessanten Gedanken» hatte Nagelsmann eine Rückkehr von Kroos im Dezember im ZDF-«Sportstudio» bezeichnet und damit die Tür für Spekulationen weit aufgemacht. Nun erklärte der Mittelfeldspieler von Real Madrid seine Entscheidung so: «Weil ich vom Bundestrainer gefragt wurde, Bock drauf habe und sicher bin, dass mit der Mannschaft bei der EM viel mehr möglich ist, als die meisten gerade glauben!»
Nach 106 Länderspielen hatte sich Kroos 2021 nach dem Achtelfinal-Aus gegen England bei der EM in den DFB-Ruhestand verabschiedet. Nun will er schon bei den wichtigen Länderspielen in Frankreich und gegen die Niederlande im März wieder für die Nationalelf auflaufen – und dann auch bei der Europameisterschaft im eigenen Land, die für das DFB-Team am 14. Juni in München gegen Schottland beginnt.
«Julian hatte mich kontaktiert und mich gefragt, ob ich es mir vorstellen kann, was bis dahin nicht in meinem Kopf war», sagte der Weltmeister von 2014 in seinem Podcast «Einfach mal luppen» mit Bruder Felix. «Dass der Bundestrainer anruft und meint, dass ich gebraucht werde für das Turnier im eigenen Land, das ist ein Anreiz.»
Bei Real «unersetzlich»
Auch im Herbst seiner Karriere gehört der gebürtige Greifswalder bei Real Madrid zu den Säulen der Mannschaft. «Toni ist unersetzlich, auch wenn er nicht spielt», schwärmte jüngst Trainer Carlo Ancelotti über den Mecklenburger.
Auch DFB-Sportdirektor Rudi Völler sagte jüngst, Kroos sei «immer noch ein Weltklassespieler», der immer noch zeige, dass er «zu Großem, zu Mächtigem fähig ist».
Kroos fühlt sich körperlich bereit zum Comeback: «Volle Kraft voraus.» Kroos warnte aber vor einer zu großen Erwartungshaltung. «Natürlich will ich helfen. Aber ich bin auch definitiv nicht der Heilsbringer. Davon kann sich jeder direkt verabschieden», sagte der Mittelfeldspieler: «Man darf nicht denken, dass wir durch diesen Kniff zum Favoriten werden. Das ist Quatsch.»
Er wolle aber «ein Rädchen» sein, «das hoffentlich in ein anderes greift, was dann funktioniert». Mit Blick auf die Heim-EM im kommenden Sommer sei er «sehr, sehr happy» mit seiner Entscheidung
Mittelfeldstratege Kroos muss eigentlich niemandem mehr etwas beweisen. Als einziger deutscher Spieler hat er fünfmal die Champions League gewonnen, viermal mit Real und einmal mit dem FC Bayern München. Der Weltmeister von 2014 gilt bei den Königlichen als Ikone.
Hoeneß und Matthäus skeptisch
Doch an der Debatte um die Notwendigkeit einer Kroos-Rückkehr schieden sich zuletzt die Geister. «Das wäre ein ziemliches Titanic-Signal», sagte Bayern-Patron Uli Hoeneß dazu. Sehr skeptisch zeigte sich auch Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus. «Wo soll er spielen? Holt man Kroos zurück, schwächt man automatisch Ilkay Gündogan, auch als Kapitän», warnte der Weltmeister-Kapitän von 1990.
Einige Nationalspieler sprachen sich dagegen für ein Comeback von Kroos aus. «Ich freue mich immer, mit Toni zu spielen. Wenn er Lust und Zeit hat, sehr gerne», sagte Bayern-Profi Joshua Kimmich. Real-Kollege Antonio Rüdiger trat als wohl stärkster Befürworter einer Kroos-Nominierung auf. «Und wenn ich so offen und ehrlich sprechen darf: Ich glaube, viele denken genauso wie ich», sagte der 30-Jährige vor dem Gastspiel in Leipzig dem «Kicker».