Über seine Situation als (Noch-)Trainer des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 ist sich Frank Kramer im Klaren. Eine weitere Niederlage wie beim verheerenden 0:4 zuletzt bei Bayer Leverkusen dürfen sich die seit drei Spielen punktlosen Schalker am Freitag gegen die TSG Hoffenheim (20.30 Uhr/DAZN) nicht leisten, sonst dürfte der 50-Jährige nach nur drei Monaten seinen Job wohl schon wieder los sein.
«Natürlich spüre ich die Nervosität», sagte Kramer über das Raunen im notorisch unruhigen Umfeld des Aufsteigers. «Die Diskussionen vor dem Spiel sind auch nicht zielführend. Mein Fokus liegt auf Hoffenheim», sagte der selbst sehr nervös wirkende Schalker Coach.
Kramer: «Sind genau da, wo wir erwartet wurden»
So ganz angekommen beim Revierclub scheint der Bayer auch nach wie vor nicht. Denn Kramer zeigte sich irritiert über die Art und Weise der Kritik nach drei Niederlagen zuletzt. «Wir haben uns von Anfang an dazu bekannt, nur um den Klassenverbleib zu spielen. Wenn man es genau betrachtet, sind wir genau da, wo wir erwartet wurden», kommentierte Kramer die auf ihn einprasselnde Kritik.
Nach neun Spielen ist der Aufsteiger mit sechs Punkten Drittletzter der Tabelle. «Dieser Situation müssen wir uns stellen, das tue ich auch. Ich gebe jeden Tag alles dafür, dass wir unser Ziel erreichen», sagte Kramer. «Und auch wenn man die Unruhe spürt, der Fokus ist ganz klar auf der Mannschaft, dem Ziel und dem Verein. Wir müssen uns der Situation bewusst sein, der muss sich jeder bewusst sein.»
Von Sportchef Rouven Schröder gab es dafür sogleich einen unmissverständlichen Hinweis. «Das letzte Spiel hat uns alle enttäuscht», sagte Schröder zur nicht bundesligatauglichen Leistung in Leverkusen. «Das Ergebnis ist das eine. Das andere ist die Haltung. Das war nicht Schalke 04 und das haben wir auch klar angesprochen», sagte Kramers Vorgesetzter. «Wir sind sehr zuversichtlich, dass das morgen anders sein wird. Es gibt ganz klar den Appell, dass wir morgen ein anderes Gesicht zeigen.»
Angesichts dieser Worte fehlt die Fantasie, dass Kramer für den Fall eines weiteren enttäuschenden Auftritts gegen den Club von Ex-Schalke-Coach André Breitenreiter auch am Dienstag beim Wiedersehen beider Teams im DFB-Pokal in Sinsheim wieder auf der Schalker Bank sitzen wird. Fragen nach Kontakten zu möglichen Nachfolgern jedenfalls wich Schröder aus. «Wir beschäftigen uns mit dem Hier und Jetzt und dem Spiel gegen Hoffenheim und mit nichts anderem», sagte Schröder dazu.
Kramer will um seinen Job auf Schalke kämpfen
Top-Kandidat auf die Nachfolge für Kramer ist wohl wenig überraschend der frühere Bochumer Trainer Thomas Reis, der schon im Sommer kommen sollte. Da sich dies aber wegen seiner damaligen Beschäftigung beim ungeliebten Reviernachbarn noch verbat, kam Kramer. Nun wäre Reis frei – theoretisch. Denn noch ist der 49-Jährige beim VfL angestellt.
Derweil kündigte Kramer an, mit personellen und taktischen Änderungen um seinen Job kämpfen zu wollen. Erwartet wird etwa, dass er auf eine Dreier-Abwehrkette umstellt, um die Defensive zu festigen, in der durch die Verletzungen von Marcin Kaminski, Ibrahima Cisse und Sepp van den Berg wichtige Spieler fehlen. Auch in der Offensive fehlt in Rodrigo Zalazar ein Leistungsträger. Von den Spielern selbst sind längst die für eine Krisensituation typischen Durchhalteparolen und inhaltslosen Phrasen zu vernehmen. «Wir müssen selbstbewusster auftreten», befand Innenverteidiger Leo Greiml. «Jeder Spieler muss mehr auf den Platz bringen, noch mehr geben.»
Angesichts der zuletzt gezeigten Leistungen ist indes fraglich, ob die Spieler mehr zeigen können. Denn viel Potenzial ist in dem unter schwierigen finanziellen Bedingungen zusammen gestellten Kader bislang nicht zu erkennen.