Nach dem Zwölf-Stunden-Flug ins brütend heiße Tokio mussten Joshua Kimmich und seine Münchner Kollegen nach einer kurzen Verschnaufpause im Teamhotel gleich dem Jetlag trotzen und zum Training ins Nationalstadion.
Den Fußball-Profis des FC Bayern wird auf dem Marketing-Trip in Asien inklusive drei hochkarätiger Testspiele einiges abverlangt.
«Mir geht’s gut, uns geht es gut. Wir fliegen ja komfortabel. Also ich bin bereit, um durchzuziehen», sagte Kapitän Kimmich vor der Übungseinheit im Olympiastadion von 2021. Schon die verfolgten einige tausend Fans, am Ende der exakt einstündigen Einheit gab es dankbaren Applaus. Die Hitze-Bedingungen in Japans Hauptstadt nannte Kimmich «speziell – und anstrengend».
Der Nachtflug aus München sei «relativ ruhig» verlaufen, bemerkte Kimmich mit Verweis auf Entertainer Thomas Müller. Dieser fehlte aus Verletzungsgründen ebenso wie Kapitän Manuel Neuer, Neuzugang Raphaël Guerreiro und auch Eric Maxim Choupo-Moting an Bord der Qatar-Airways-Maschine. «Das hat man auf jeden Fall gemerkt», sagte Kimmich. Neben dem Müller-Scherz formulierte der Nationalspieler bei seiner Pressekonferenz im Stadion ein klares Bekenntnis zum FC Bayern, nachdem es auch um ihn zuletzt immer wieder Wechselgerüchte gegeben hatte.
«Keine anderen Pläne»
«Transferperiode ist Transferperiode», sagte Kimmich und griff damit eine Aussage von Trainer Thomas Tuchel zu immer möglichen Wechseln im Sommer auf. Nach einer kleinen Kunstpause schloss er aber an: «Nein, Spaß! Ich gehe davon aus und bin mir sehr sicher, dass ich nächste Saison hier beim FC Bayern spielen werde. Zumindest habe ich persönlich keine anderen Pläne.» Kimmichs hochdotierter Vertrag in München läuft noch zwei Jahre.
Nur 32 Stunden nach der Ankunft in Japan steht am Mittwoch (12.30 Uhr/RTL und Sky) gegen Champions-League-Sieger Manchester City mit dem vom FC Bayern umworbenen Außenverteidiger Kyle Walker gleich das erste von drei Testspielen an. «Wir wollen ihn behalten. Wir werden um ihn kämpfen, genau wie Bayern das auch tun wird», kündigte City-Trainer Pep Guardiola vor dem Spiel an und bezeichnete Walker als «unglaublich wichtigen Spieler». Berichten zufolge soll Walker die Engländer bereits über seinen Wechselwunsch informiert haben. Demnach winkt dem englischen Nationalspieler in München ein Zweijahresvertrag bis 2025.
Weitere Gegner sind am Samstag erneut in Tokio der japanische Erstligist Kawasaki Frontale sowie zum Abschluss des Asientrips am Mittwoch kommender Woche in Singapur der FC Liverpool. «Am Anfang der Saison machst du die Arbeit, die ein bisschen schwer ist», sagte Matthijs de Ligt zum anstrengenden Programm. Der niederländische Nationalspieler hatte wie Leon Goretzka oder Serge Gnabry die asiatischen Bayern-Fans zuvor bei der Ankunft am Teamhotel mit Autogrammen und Selfies erfreut.
Abschiedsreise für Mané und Sommer?
Strapaziöse, aber finanziell zugleich lukrative Übersee-Werbetouren sind für einen international erfahrenen Coach wie Tuchel ein längst akzeptierter Bestandteil der Arbeit bei einem europäischen Topclub. «Daraus wird das Beste gemacht – fertig», sagte er. Tuchel kündigte vor dem lockeren Training, bei dem die Tribünen für etwas kühlenden Schatten auf dem Rasen sorgten, an, dass für den südkoreanischen Neuzugang Min-Jae Kim ein Einsatz gegen Man City «noch zu früh» komme.
Für einige Akteure wie den nicht mehr in München gewollten Stürmerstar Sadio Mané oder den von Inter Mailand umworbenen Torwart Yann Sommer könnte es eine Abschiedsreise mit Abschiedsspielen im Bayern-Trikot werden. Auch wenn Tuchel in Tokio sagte: «Alle Spieler, die hier sind, haben einen Kontrakt und verdienen unsere volle Unterstützung.» Weitere Zu- und Abgänge sind freilich vorgesehen. Der am Montag vollzogene Millionen-Wechsel des Österreichers Marcel Sabitzer zum Bundesliga-Konkurrenten Borussia Dortmund soll und wird nicht die letzte Veränderung gewesen sein.
Über allem steht weiterhin die Rekord-Verpflichtung des englischen Torjägers Harry Kane (29), der mit dem englischen Premier-League-Club Tottenham Hotspur aktuell ebenfalls durch Asien tourt. Die Zuversicht der Bayern auf diesen Transfercoup wächst. Bayern-Chef Jan-Christian Dreesen blieb wie der Technische Direktor Marco Neppe darum in München. Ihr Fokus gilt dem Mega-Transfer von Kane. Tuchel wird dabei stets auf dem neuesten Stand gehalten: «Sieben Stunden Zeitunterschied hindern uns nicht zu kommunizieren», sagte er.