Yann Sommer zog sich schnell die Torwarthandschuhe aus, zufrieden wirkten die neue Nummer eins des FC Bayern und seine Teamkollegen nicht.
Der Schweizer fing sich gleich beim Debüt für den deutschen Fußball-Rekordmeister ein Gegentor, das 1:1 (1:0) der Bayern beim bissigen Verfolger RB Leipzig zum Auftakt der Bundesliga-Restsaison macht dafür der Konkurrenz ein bisschen Hoffnung auf Spannung im Titelkampf. Der SC Freiburg könnte mit einem Sieg an diesem Samstag beim VfL Wolfsburg bis auf zwei Zähler heranrücken, RB bleibt sechs Zähler zurück.
Vor 47.069 Zuschauern in der ausverkauften Leipziger Arena brachte Eric Maxim Choupo-Moting in der 37. Minute den Titelverteidiger in Führung. Marcel Halstenberg (52.) glich wenige Minuten nach der Pause für den ehemaligen Club von Bayern-Trainer Julian Nagelsmann aus.
«Teilweise war es gut, teilweise können wir Dinge besser machen», sagte Nagelsmann bei DAZN. «Wir haben ein paar gute Situationen verschenkt leider.» Das Gegentor sei «total unnötig» gewesen. «Für mich fühlt es sich nicht okay an, wir wollten gewinnen», sagte Leipzigs Xaver Schlager. «In der zweiten Halbzeit waren wir gut im Spiel. Mit einem 1:1 rausgehen ist okay, aber sicherlich nicht zufriedenstellend.»
Sommer nach 40 Sekunden mit erstem Ballkontakt
Bevor es losging, hatte der erst am Donnerstag verpflichtete Sommer noch mal jeden Mitspieler einzeln abgeklatscht. «Er hat keinen Grund, nervös zu sein», hatte Nagelsmann unmittelbar vor dem Anpfiff bei DAZN betont. Nervös wirkte Sommer auch nicht, den ersten Ballkontakt hatte Bayerns neue Nummer eins, zumindest bis zur Genesung von Manuel Neuer in ein paar Monaten, nach knapp 40 Sekunden. Ungefährlich, es war nur ein Fehlpass in die Spitze der Leipziger.
Dass der 34 Jahre alte Schweizer ein mitspielender Torwart ist, zeigte er in den Folgeminuten, als die Münchner noch ihren Weg nach vorne suchten, dabei aber des Öfteren den Ball auch wieder nach hinten passten. Die Leipziger fingen mit der Verteidigung etwa ab der Mittellinie an, nicht wild rennend, sondern geordnet und dosiert.
Gnabry scheitert in der achten Minute am Pfosten
Wenn die Münchner Offensive den Ball aber schnell laufen ließen und ihre offensive Klasse ausspielte, wurde es gefährlich. So wie in der achten Minute, als Nationalspieler Serge Gnabry aber nur den Pfosten traf. Die Münchner übernahmen allmählich die Ballhoheit, ohne weitere Chancen herauszuspielen. Choupo-Moting hing etwas in der Luft, viel lief über links, angetrieben vom starken Alphonso Davies.
Wenn sich den Leipzigern mal eine Kontergelegenheit bot, lief der Ball zumindest flüssig bis zum Bayern-Strafraum. Das Langzeit-Fehlen von Torjäger Christopher Nkunku und die Bankrolle von Timo Werner zunächst nach dessen Syndesmosebandriss taten der RB-Offensive aber nicht gut. Spielmacher Emil Forsberg versuchte es in der 22. Minute mit dem ersten Schuss aufs Bayern-Tor – zu schwach, um Sommer ernsthaft zu prüfen.
Goretzka-Tor aberkannt
Die Gäste, bei denen Thomas Müller sich bis zur Schlussphase mit einem Platz auf der Bank zufriedengeben musste, jubelten nach einer guten halben Stunde das erste Mal. Beim Kopfball von Leon Goretzka ins RB-Tor hatte Matthijs de Ligt aber vorher im Abseits gestanden, wie der Videoschiedsrichter bestätigte.
Der erhoffte Kracher des Meisters gegen den Pokalsieger war es in dieser Phase nicht. RB mühte sich, blieb aber ungefährlich wie beim Solo von André Silva, dessen Schlenker im Strafraum der Bayern der Ex-Leipziger Dayot Upamecano prompt mit der Balleroberung bestrafte.
Die Münchner machten das insgesamt recht cool. Sie warteten auf ihre Chance, die sich nach einer feinen Kombination über Leroy Sané mit einem Seitenwechsel, Gnabry mit der perfekten Flanke von links und dann Choupo-Moting bot. Per Direktabnahme landete der Ball im Tor.
Kimmich-Fehlpass führt zum Gegentor
RB machte aber nach der Pause weiter wie vor dem Halbzeitpfiff – bis Bayern-Kapitän Joshua Kimmich einen Fehlpass in der eigenen Hälfte spielte, den die Leipziger diesmal nutzten. Über mehrere Stationen landete der Ball beim aufgerückten Abwehrspieler Halstenberg, der aus kurzer Distanz Sommer keine Chance ließ.
Jetzt wurde es turbulenter. Bei einem Foul von Dayot Upamecano praktisch als letzter Mann an Dominik Szoboszlai forderten RB-Fans und Trainer Marco Rose die Rote Karte – es gab aber nur Gelb. Die Bayern wirkten angeschlagen, Zeit für Werner. Der Mittelstürmer, der wegen seiner Verletzung die WM verpasst hatte, kam für Forsberg. Viele Chancen bekamen die Fans nicht mehr zu sehen, Müller schoss knapp vorbei (90.+3).