In schicker Designerjacke, mit Goldkette und stylischer Sonnenbrille stieg Jérôme Boateng aus dem Privatflieger und begann sein neues Abenteuer in Lyon.
Auch die ersten Selfies mit Fans machte der deutsche Ex-Weltmeister gleich auf dem Rollfeld, ehe er sich nach bestandenem Medizincheck tags darauf bei seinem neuen Club Olympique Lyon in der französischen Rhône-Alpes-Region offiziell vorstellte.
«Ich hatte auch andere Angebote, aber ich habe mich schnell entschieden und bin überzeugt, eine gute Wahl getroffen zu haben. Ich kann es kaum erwarten, ein neues Kapitel in meiner Geschichte zu schreiben», sagte der frühere deutsche Fußball-Nationalspieler und Ex-Münchner am Mittwoch – im weißen Hemd und dunkelblauen Vereinssakko nicht ganz so stylisch wie am Tag zuvor.
Zweijahresvertrag bis Sommer 2023
Boateng, der an diesem Freitag 33 Jahre alt wird, unterschrieb bei dem französischen Erstligisten einen Zweijahresvertrag bis Sommer 2023. Im Team des vom früheren Leverkusener Bundesliga-Trainers Peter Bosz soll Boateng seine Erfahrung einbringen. «Ich möchte jungen Spielern helfen, den Weg zum Erfolg zu finden», sagte Boateng. Vor allem ein langes Gespräch mit dem Niederländer Bosz soll für die Entscheidung Boatengs ausschlaggebend gewesen sein, hieß es. In der Vorsaison kassierte Lyon 43 Gegentore. Die Sportzeitung «L’Équipe» nannte den Transfer eine «Meisterleistung».
Da Boatengs Vertrag beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München am 30. Juni ausgelaufen war, durfte er als vereinsloser Spieler auch nach Ende der Transferfrist in Frankreich am Dienstagabend verpflichtet werden. Damit er noch für den Kader gemeldet werden kann, musste er bis Mittwochmittag in Lyon unterschreiben.
In Lyon trifft Boateng auf seinen früheren Teamkollegen Xherdan Shaqiri, mit dem er in München drei Jahre zusammenspielte. Doch statt Champions League geht es für beide in dieser Saison in der Europa League um einen internationalen Titel. Denn der einstige Serienmeister Frankreichs hatte sich in der vergangenen Spielzeit als Liga-Vierter nicht für die Königsklasse qualifiziert.
Seit Mai nicht mehr gespielt
Vor kurzem trainierte Boateng noch auf dem Trainingsgelände des FC Bayern an der Säbener Straße, wo er die Möglichkeit hatte, sich fit zu halten. «Ich habe seit Mai nicht mehr gespielt, aber ich habe alles getan, um in Form zu bleiben. Ich möchte so schnell wie möglich bei 100 Prozent sein, um der Mannschaft helfen zu können», sagte Boateng. Vor zehn Jahren war er von Manchester City an die Isar gewechselt und hatte dort die erfolgreichste Dekade der Bayern mitprägte: Boateng gewann unter anderem 2013 und 2020 das Triple, wurde seit 2013 durchgehend deutscher Meister.
Schon vor seinem definitiven Aus in München hatte der verletzungsanfällige Boateng schwere Zeiten in München durchlebt, sich aber durchgekämpft. Durch die letzte Saison kam er verletzungsfrei. «In der Verfassung kann ich auf jeden Fall noch zwei, drei Jahre auf Top-Niveau spielen», hatte Deutschlands «Fußballer des Jahres» von 2016 schon vor seinem Lyon-Wechsel gesagt. Auch sein damaliger Coach und jetzige Bundestrainer Hansi Flick hatte die besondere Leistung Boatengs in der Vorsaison hervorgehoben. Boateng sei der konstanteste Innenverteidiger in seinem Team gewesen und «einer der besten Innenverteidiger Deutschlands».