Für Jérôme Boateng ist das Kapitel Nationalmannschaft noch nicht völlig abgeschlossen.
«Ich habe die Nationalelf nicht abgehakt. Ich habe weiterhin guten Kontakt zu Hansi, wir sind im Austausch. In unserem Sport ist alles möglich. Hansi kennt meine Qualitäten», sagte der Fußball-Weltmeister von 2014 im Interview der «Welt am Sonntag». Für eine Einladung müsse aber vieles passen. «Wir haben viele gute Verteidiger in der Nationalmannschaft, die mit ihren Clubs in der Champions League spielen», sagte Boateng, der nach seinen Schambeinproblemen erstmal gesund werden und konstant gute Leistungen bei seinem Verein Olympique Lyon zeigen will.
Seit diesem Jahr in der Ligue 1
Boatengs Vertrag beim FC Bayern München, mit dem er in seinen zehn Jahren mehr als 20 Titel holte, war nicht mehr verlängert worden. Seit dieser Saison spielt er in der französischen Ligue 1. Boateng, der unbedingt noch einmal in der Champions League spielen will, hat in Lyon noch einen Vertrag bis 30. Juni 2023. Eine Rückkehr in die Bundesliga sei derzeit kein konkreter Wunsch. «Mein Traum ist es, weitere Titel zu gewinnen. In welchem Land, ist für mich dabei nicht entscheidend. Im Ausland Titel zu gewinnen ist etwas sehr Besonderes», sagte Boateng. Er glaubt: «Ich habe noch einige Jahre auf Topniveau vor mir.»
Verteidiger mit «Siegereinstellung»
Vor einigen Wochen gab es Gerüchte, der Verteidiger wäre im Training handgreiflich geworden. Das stimme nicht, vielmehr habe es zwischen ihm und einem Mitspieler eine Diskussion «um das Fußballerische und um Disziplin» gegeben: «Wenn ich nämlich spüre und sehe, dass das Niveau im Training nicht passt, dann spreche ich das deutlich an.»
Denn vom FC Bayern sei er es gewohnt, dass man «jedes Spiel gewinnen und schon im Training eine Siegereinstellung und Disziplin an den Tag legen muss.» Das nach ihm nach der kommenden Saison auch Nationalspieler Niklas Süle die Bayern (zu Borussia Dortmund) verlässt, sei «definitiv ein Verlust. Man ist es nicht gewohnt, dass ein deutscher Nationalspieler den FC Bayern verlässt.»
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine macht den Familienvater «fassungslos. Dass im Jahr 2022 Kinder und Familien im Krieg sterben, macht mich sehr traurig. Der Krieg ist sehr nah. Ich habe Freunde, die aus der Ukraine stammen und deren Verwandte dort leben. Es muss unbedingt etwas passieren, der Krieg muss aufhören. Jeder sollte versuchen zu helfen, das tue ich auch.»