Auf einen lautstarken Siegjubel vor der Fankurve mussten der stolze Torschütze Havard Nielsen und die glücklichen Fürther Premierensieger im leeren Ronhof verzichten.
Aber das war nach dem leidenschaftlich erkämpften 1:0 (0:0) gegen den 1. FC Union Berlin verschmerzbar. Was zählte, war der historische Moment: Der Norweger Nielsen bescherte den Fürther Prügelknaben in einer bislang trostlosen Fußballsaison den ersten Saisonerfolg, der zugleich im 24. Versuch der erste Bundesliga-Heimsieg der Franken überhaupt war.
«Das fühlt sich brutal gut an. Es war eine brutal schwere Phase für uns. Wir mussten diesen ersten Sieg unbedingt holen, er ist für unsere Fans wichtig. Ich bin wirklich stolz auf die ganze Mannschaft. Ich bin extrem froh und sehr glücklich», sagte Nielsen.
Die SpVgg hatte das Glück auch mal auf ihrer Seite
Es war der erste Glückstag für Trainer Stefan Leitl und seine in der Regel überforderten Profis in einer Spielzeit mit zuvor nur einem Punkt in 14 Partien. «Ein Sieg ist durch nichts zu ersetzen. Es ist ein historischer Sieg», sagte Leitl. Er sprach seiner Mannschaft «ein großes Kompliment» aus. Der 12. Dezember 2021 geht in die Geschichte des Kleeblatts ein – mit dem 28 Jahre alten Nielsen als Helden. Laute «Jaaaa»-Schreie hallten nach dem erlösenden Schlusspfiff durch das leere Stadion, auf der Tribüne jubelten einige Vereinsmitarbeiter.
In der spielentscheidenden Szene hatten die Fürther auch mal das Quäntchen Glück auf ihrer Seite. Einen Eckball von Branimir Hrgota verlängerte Unions Genki Haraguchi unfreiwillig mit dem Kopf. Beim Gewühl im Strafraum verschaffte sich Nielsen sehr robust und nahe an einem Foulspiel gegen Kevin Behrens etwas Raum und drückte den Ball dann mit dem rechten Fuß über die Torlinie. «Der einzige Fokus war, an den Ball zu kommen», schilderte Nielsen die Aktion. Es sei «ein Kontakt» zum Gegenspieler da gewesen, aber für ihn «nicht zu viel».
Union-Trainer: «eindeutige» Fehlentscheidung»
Schiedsrichter Sven Jablonski erkannte das umstrittene Tor an. Das dauerte einige Sekunden, weil es sich der Videoassistent anschaute, aber keine klare Fehlentscheidung erkannte. Nielsen hatte während der Wartezeit «schon ein bisschen Angst» um sein Tor, wie er zugab.
Die Berliner haderten teilweise mit der Anerkennung des Treffers. Trainer Urs Fischer sprach von einer «eindeutigen» Fehlentscheidung. «Strittig, ob man da Foul pfeifen kann», meinte dagegen Verteidiger Timo Baumgartl. Fischer ärgerte sich über die eingebüßten Punkte, kritisierte aber auch die fehlende Effizienz seiner Mannschaft. Drei Tage nach dem Ausscheiden aus der Conference League wollten die Berliner eigentlich ihren Europa-Frust abschütteln. Das misslang.
Die Fürther stoppten nicht nur ihre Niederlagenserie von zuletzt zwölf Schlappen am Stück. Nach 17 Gegentoren in den vergangenen drei Partien spielten sie zudem auch erstmals in dieser Spielzeit zu Null. «Defensive Kompaktheit» sei der neue taktische Ansatz, sagte Leitl.
Großen Anteil am Zu-Null-Sieg hatte Sascha Burchert. Der ehemalige Herthaner kehrte nach einer schweren Knieverletzung von Marius Funk nach wochenlanger Pause ins Tor zurück. Und zweimal war Burchert voll da: Erst gegen Union-Spielmacher Max Kruse nach einem Fehler von Sebastian Griesbeck (13.). Und dann vor allem mit einem tollen Reflex bei einem Kopfball von Union-Angreifer Behrens gleich nach dem 1:0. «Sascha hat uns den Sieg gerettet», lobte Leitl seinen Torwart.