Gianni Infantino legte seine rechte Hand aufs Herz. Gerührt genoss der FIFA-Präsident den Applaus, der ihn in der vollen Wahlarena auch ohne deutsche Unterstützung erneut beschwingt an die Spitze des Fußball-Weltverbands hob.
«Alle, die mich lieben, alle die mich hassen, ich weiß, es gibt da ein paar – ich liebe euch alle», sagte der wiedergewählte Präsident am Donnerstag in der BK Arena von Kigali nach der Abstimmung per Akklamation. Die Ablehnung des Deutschen Fußball-Bundes und weniger weiterer Nationen blieb wirkungslos.
FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura erwiderte pathetisch in Richtung des schon wieder auf seinem Platz sitzenden Schweizers: «Wir lieben Sie, Präsident.» Der Kongress in Ruanda war die erwartbare Infantino-Show. Der FIFA-Präsident, der indirekt ein lebenslanges Wirken andeutete, sprach von einer «unglaublichen Ehre» mit «unglaublichen Privilegien» und «großer Verantwortung».
Keine Unterstützung vom DFB
DFB-Präsident Bernd Neuendorf und seine Mitstreiter aus den kritischen europäischen Nationen dürften skeptisch zugehört haben. Die FIFA müsse «im Umgang mit den nationalen Verbänden deutlich offener und transparenter werden», hatte Neuendorf bereits am Mittwoch gefordert und Infantino wie die Schweden und Norweger die direkte DFB-Unterstützung bei der Wahl versagt – im Wissen, dass der mitgliederstärkste Verband damit so gut wie alleine dasteht.
Gut eine halbe Stunde lang feierte Infantino sich und die FIFA kurz vor der Wahl für die Verdienste der vergangenen Jahre, am aufregendsten wurde es für die 208 von 211 anwesenden Verbände beim Thema Geld. Mehr als elf Milliarden US-Dollar wird der Weltverband bis 2026 verdienen, durch die neue Club-WM könnten es «ein paar Milliarden» mehr werden, kündigte Infantino an. «Das Geld der FIFA ist euer Geld», fügte der 52-Jährige an. «Jeder Dollar, der investiert wird, wird von unabhängigen Rechnungsprüfern kontrolliert.»
Da die ersten knapp dreieinhalb Jahre nicht angerechnet werden, kann Infantino im Jahr 2027 erneut für vier Jahre gewählt werden. «Wenn ein Unternehmer ankündigen würde, dass die Dividenden um das Siebenfache erhöht werden, würde man ihn auf ewig behalten, dann ginge es nicht nur um ein Vierjahresmandat», sagte Infantino. Er hatte die FIFA Anfang 2016 vom gesperrten Joseph Blatter (87) übernommen – geboren sind beide im beschaulichen Schweizer Wallis.
«Eure Unterstützung berührt mich sehr und macht mich demütig», sagte der Schweizer in Richtung der Delegierten, denen er vor der Abstimmung mit auf den Weg gegeben hatte: «Ich bitte euch einfach nur darum, euch zu erinnern, dass der Fußball Freude, Glück, Leidenschaft, Liebe und Frieden ist, und dass der Fußball da ist, um unsere wundervolle Welt zu vereinen.»
FIFA kündigt Analyse der WM in Katar an
Die vergangene Weltmeisterschaft Ende 2022 in Katar war begleitet worden von teils erschreckenden Menschenrechtsverstößen, die FIFA kündigte am Mittwoch eine Analyse an. Infantino sprach dennoch erneut von der «besten WM aller Zeiten», die allerdings 2026 in den USA, Kanada und Mexiko von der nächsten «großartigsten WM aller Zeiten» abgelöst werde. Dass erstmals 48 Nationalverbände teilnehmen, ist eines der Langzeit-Wahlversprechen von Infantino, der das fragwürdige Wahlsystem – die Stimme jedes noch so kleinen Verbands hat den gleichen Wert – perfekt auszunutzen weiß.
«Wir sind nicht das Rote Kreuze oder Greenpeace», sagte Infantino und lobte die beiden Organisationen. «Aber wir haben auch eine Verantwortung, bei globalen Herausforderungen zu helfen.» Auf die auch in Deutschland kritisch begleiteten Affären und Ungereimtheiten seiner bisherigen Schaffensperiode ging der FIFA-Präsident im Saal nicht ein. In der Schweiz ermitteln zwei Sonderstaatsanwälte in einer undurchsichtigen Justiz-Affäre gegen Infantino, der alle Vorwürfe zurückweist.
Im Gegenteil verwies der FIFA-Präsident auf seine jüngste Einladung zum G20-Gipfel. «Wir sind stolz darauf», sagte Infantino. «Diese Leute würden sich nicht mit einer FIFA zusammensetzen, der sie nicht trauen.» Institutionen, und «nicht nur Sponsoren und Fernsehanstalten» hätten Vertrauen gewonnen in die FIFA.