Selbst ein Perfektionist wie Julian Nagelsmann hatte keinen Grund zur Klage. Mit großer Gelassenheit und seligem Lächeln verfolgte der Bayern-Coach beim 7:0 (4:0) in Bochum die letzten Minuten der Partie an der Seitenlinie. Mit einer für die Konkurrenz beängstigenden Leichtigkeit nutzten die Münchner die Gunst der Stunde und setzten sich an der Tabellenspitze ab. Der Rekord-Saisonstart seines Teams sorgte beim Fußball-Lehrer für Hochstimmung. «Wir setzen uns kein Limit», schwärmte er und verwies auf den gewachsenen Teamspirit: «Jeder gönnt jedem alles. Das war letztes Jahr nicht immer so. Das ist sehr angenehm.»
Alle Hoffnungen vieler Fußball-Fans auf mehr Spannung in der Liga erweisen sich derzeit als Wunschdenken. Nie zuvor startete ein Team mit neun Punkten und einer imposanten Tordifferenz von +14 in die ersten drei Spiele. «Sehr souverän und sehr spektakulär», kommentierte Joshua Kimmich den Kantersieg. Ähnlich wie der Coach hat auch der Nationalspieler Fortschritte als Kollektiv ausgemacht: «Es macht momentan sehr viel Spaß, weil eine sehr gute Energie in der Truppe ist.»
Bayern scheint stärker denn je
Bereits nach drei Spieltagen scheinen die Machtverhältnisse in der Bundesliga erneut zementiert. Im Gegensatz zu den vermeintlichen Hauptkonkurrenten im Titelkampf aus Dortmund, Leverkusen und Leipzig, die an diesem Wochenende allesamt patzten, wird das Team von Trainer Nagelsmann seinen Ansprüchen bisher gerecht. Trotz des Abgangs von Weltfußballer Robert Lewandowski nach Barcelona scheint der Rekordmeister noch stärker als in den vergangenen Jahren mit zehn Meistertitel in Serie. «Wir sind nicht nur in der Breite, sondern auch in der Spitze besser geworden», befand Kimmich.
Es spricht für die Klasse des gesamten Kaders, dass ausgerechnet die drei in die Startelf rotierten Profis Leroy Sané (4.), Matthijs de Ligt (25.) und Coman (33.) für die ersten drei Treffer und die frühe Entscheidung sorgten. Tore von Sadio Mané (42./60.) und Serge Gnabry (77.) rundeten den souveränen Auftritt ab, zudem traf der Bochumer Christian Gamboa (69.) ins eigene Netz. Damit nahm der FC Bayern Revanche für das 2:4 an gleicher Stätte in diesem Februar. «Wir sind schon bei 100 Prozent, wissen aber schon, dass die Saison sehr lang sein wird», kommentierte Kingsley Coman die erstaunliche Frühform des Teams.