Felix Magath gegen seine alte Liebe HSV – das Aufeinandertreffen ist nicht neu. Doch so bedeutsam wie diesmal war es noch nie, wenn die einstige HSV-Ikone und der heutige Trainer von Hertha BSC in der Bundesliga-Relegation gegen den Verein spielt, der ihn und den er mitgeprägt hat.
«Wenn es der HSV wird, dann wird es für mich ein schwieriges Spiel», sagte der 68-Jährige nach dem 1:2 der Berliner zum Erstliga-Abschluss bei Borussia Dortmund.
Magaths Ahnung bestätigt sich
Einen Tag später wurde seine schon vor Wochen in Berlin mehrfach vorgetragene Ahnung zur Tatsache: Mit dem 3:2 bei Hansa Rostock verteidigte der Hamburger SV seinen dritten Rang in der 2. Bundesliga erfolgreich und darf gegen den Bundesliga-16. Hertha BSC um den letzten Startplatz spielen. Dass bei den Berlinern an der Seitenlinie nun in Magath der Vertreter der glorreichen Zeiten des HSV von Mitte der 70er- bis zur Mitte der 80er-Jahre steht, ist nicht nur für Fußball-Nostalgiker Ironie der Geschichte. Auch Magath kann sich der Besonderheit der Konstellation nicht entziehen.
Magath ist nicht gerade bekannt, tiefe Gefühle nach außen zu tragen. Auch in Berlin war er in den vergangenen zwei Monaten nüchterner Analytiker der sportlich schwierigen Lage. Als alle in der Hauptstadt endlich an die direkte Rettung glaubten, sprach Magath ständig von der unausweichlichen Relegation. Bei seinem HSV ist das mit den Emotionen etwas anderes. Für ihn persönlich sind die Spiele am Donnerstag (20.30 Uhr/Sky und Sat.1) in Berlin und am Montag (20.30 Uhr/Sky und Sat.1) in Hamburg zwei Mal das Duell Herz gegen Hirn – wobei er sich diesmal dem Hirn verpflichtet sehen muss.
«Es geht einzig und allein um Hertha BSC»
«Der HSV, das steht doch vollkommen außer Frage, ist der größte Abschnitt meines Fußballer-Lebens», sagte er dem «Kicker». Aber das spiele für diese beiden Begegnungen überhaupt keine Rolle. «Es geht nach wie vor nicht um mich oder meine Vergangenheit mit dem HSV. Es geht einzig und allein um Hertha BSC – um den Klassenerhalt.»
Dass Magath den HSV liebend gern wieder in der Bundesliga sehen würde, hat er stets betont. Dass der Europameister von 1980 die Rückkehr nach vier Jahren Zweitklassigkeit verhindern kann, wird ihn möglicherweise schmerzen. Zu sehr ist der Verein Teil seines Lebens.
«Er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass der HSV sein Verein ist», sagte sein einstiger Mannschafts-Kollege Bernd Wehmeyer der Deutschen Presse-Agentur. «Felix ist aber Profi durch und durch. Der wird alles daransetzen, den HSV in der 2. Liga zu lassen und Hertha in der Bundesliga», fügte der 69 Jahre alte heutige Vizepräsident des HSV e.V. hinzu.
Magaths Name immer mit dem HSV verbunden
Magath war in Hamburg Spieler, Manager und Trainer. Als Mittelfeldstratege führte er seine Mannschaft zum Europapokal der Landesmeister 1983 und erlangte mit dem Siegtreffer beim 1:0 im Finale gegen Juventus Turin Heldenstatus. Zudem gewann er den Europapokal der Pokalsieger 1977 und holte drei deutsche Meister-Titel (1979, 1982, 1983). An den ersten nationalen Titel erinnerte er neulich mit ausführlichen Schilderungen in einer Hertha-Pressekonferenz.
Gleich im Anschluss seiner Karriere wurde Magath von 1986 bis 1988 Manager und feierte mit dem Team 1987 den DFB-Pokalsieg – im Berliner Olympiastadion. Von Herbst 1995 bis zum Mai 1997 war er dann auch noch Trainer der Hamburger, rettete den Verein zunächst vor dem Abstieg und führte ihn bis ins Achtelfinale des UEFA-Pokals. Die Titel als Trainer feierte er aber bei anderen Clubs – beim FC Bayern und beim VfL Wolfsburg.
Und dennoch wird sein Name immer mit dem HSV verbunden. Kaum ein Interview mit ihm, dass ohne eine Frage nach seinem Herzensverein auskommt. Und dann sagt der meinungsstarke Magath oft genug Dinge, die den gerade herrschenden Club-Oberen nicht immer gefallen. Trotz Magaths Vereins-DNA will der aktuelle HSV-Trainer Tim Walter die Relegation nicht auf das Duell Magath gegen den Club reduzieren. Im NDR-Fernsehen sagte er: «Wir spielen nicht gegen Felix, sondern wir spielen gegen Hertha.»