Das kleine Jubiläum war Sebastian Hoeneß kein Wort wert. Zum 50. Mal stand der 39-Jährige als Cheftrainer des Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim an der Seitenlinie – und sah ein 0:0 seines Teams bei Arminia Bielefeld.
Graues Mittelmaß nach fünf Spieltagen und vier Spiele ohne Sieg – ein Graus für Hoeneß‘ Selbstverständnis. «Wir haben den Anspruch, in der oberen Hälfte zu bleiben. Deswegen müssen wir schauen, dass wir schnell Punkte holen. Das haben wir vor», sagte der Neffe von Uli Hoeneß.
Der große Bayern-Macher oder Papa Dieter, einstiger Münchner Meisterspieler und Bundesliga-Manager in Berlin und Wolfsburg, haben die Messlatte für den jungen Fußball-Lehrer gelegt. Und natürlich auch die in der TSG-Vereinschronik zahlenmäßig vor Hoeneß liegenden prominenten Vorgänger Julian Nagelsmann (136 Spiele), Ralf Rangnick (132) und Markus Gisdol (96). Doch auch sie stießen irgendwann an Grenzen, insbesondere in der jüngeren Vergangenheit.
Denn da sprudelten die enormen Zuwendungen des Club-Mäzens Dietmar Hopp, der nach eigenen Angaben 240 Millionen Euro in das Projekt (inkl. Stadion) investierte, nicht mehr – wie einst noch in der Saison 2008/2009. Damals wurde der Neuling nach einer traumhaften Hinrunde mit Stars wie Luiz Gustavo oder Sejad Salihovic Herbstmeister und eroberte die Herzen der Bundesliga-Fans.
Seit einigen Jahren muss der Verein nun alleine funktionieren, kann das auch, aber nicht so, wie von Haus aus erfolgsgewohnte Menschen wie Hopp oder auch Sebastian Hoeneß das möchten. Die Basis für Erfolg, der Kader, ist im Kraichgau in der Gegenwart nicht schlecht, nimmt man nur einen Star wie Andrej Kramaric.
Hoffenheim hatte viel Glück
Aber es muss schon vieles passen. Die gegenwärtigen Schwierigkeiten entwickelten sich in der Länderspielpause, sagte Hoeneß. 15 Spieler seien unterwegs gewesen, in Bielefeld standen fünf Profis der Wunsch-Achse erstmals von Beginn an auf dem Feld.
Die TSG hatte nicht nur nach Meinung von Torwart Oliver Baumann «zu Beginn viel Glück» angesichts dreier Bielefelder Großchancen, darunter ein Pfostentreffer von Robin Hack. Baumanns Wahrnehmung deckte sich mit der ersten Analyse von Sebastian Hoeneß.
Anders als nach der schwachen Leistung seines Teams beim 0:2 gegen Mainz blieb der ehrgeizige Coach in seiner Bewertung moderat und verhalten optimistisch. «Wir wollen nach vorne schauen, die Dinge benennen, die nicht so gut waren, aber auch die, die gut waren. Die Jungs müssen fit bleiben und dran bleiben. Und dann werden wir uns entwickeln, davon bin ich überzeugt», sagte er.
Bielefelder Kraftakt
Von den Möglichkeiten bei der TSG träumt man in Ostwestfalen. Die zweite Bundesliga-Saison in Folge wird ein Kraftakt für einige Arminia-Spieler wie Patrick Wimmer. Der 20 Jahre alte Österreicher machte ein gutes Spiel – und verließ nach 60 Minuten völlig ausgepumpt das Feld. «Die Demut in der Bundesliga ist uns in der letzten Saison gut zu Gesicht gestanden und steht uns immer noch gut zu Gesicht. Weil wir ganz genau wissen, dass es ein paar Mannschaften in dieser Liga gibt, die das gleiche Ziel verfolgen: in der Klasse zu bleiben», sagte Bielefelds Trainer Frank Kramer.