Pellegrino Matarazzo erhielt tröstende Worte von seinem Kollegen Christian Streich, nachdem sich die Krise bei der TSG 1899 Hoffenheim mit dem Sturz auf den letzten Tabellenplatz zugespitzt hatte.
Die Kraichgauer kassierten mit dem 1:2 (0:1) im Spiel beim SC Freiburg die siebte Pleite in Serie und wurden damit in der Fußball-Bundesliga an das Ende der Tabelle durchgereicht. Auch der Trainerwechsel mit der Verpflichtung von Matarazzo hat bislang keine Wirkung erzielt. Die Freiburger gehen indes mit einem Erfolgserlebnis ins Highlight-Spiel gegen Juventus Turin und sind mit 45 Punkten auch im Rennen um die Champions-League-Plätze bestens vertreten.
Platzverweis und später Knockout
«Meiner Meinung nach musst du hier einen Punkt mitnehmen», haderte TSG-Kapitän Oliver Baumann bei DAZN und fügte hinzu: «Wir müssen die Köpfe hochmachen. Das Spiel war gut. Wir waren stabil, hatten gute Akzente nach vorne.» Der Knackpunkt sei die unnötige Gelb-Rote für Ozan Kabak gewesen (84.). «Wir dürfen das Spiel nicht mit Zehn beenden. Wir waren davor richtig gut drin. Wir haben bis dahin nicht viel zugelassen.»
Doch nach dem Platzverweis kam Freiburg durch Ritsu Doan doch noch zum glücklichen Sieg (89.). Zuvor hatte Angelo Stiller (49.) die erste Freiburger Führung durch Maximilian Eggestein (5.) ausgeglichen. «Meiner Meinung nach waren wir besser. Es ist bitter gelaufen, wir waren gut im Spiel», sagte Stiller.
So bleiben die Freiburger vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Europa League gegen den italienischen Rekordmeister auf Erfolgskurs. «Wir sind überglücklich. Das war ein hartes Stück Arbeit. Es war nicht unsere allerbeste Leistung», sagte Sportvorstand Jochen Saier und Torschütze Eggestein fügte hinzu: «Wir haben eine intensive Woche hinter uns. Mehr war nicht drin.» Erst am Donnerstagabend hatte sich der Sport-Club noch beim 0:1 in Turin behaupten müssen.
Frühe Führung und viel Ballbesitz für Streich-Elf
Für das badische Landesduell, das sich auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann nicht entgehen ließ, baute Hoffenheims Trainer Matarazzo seine Startelf auf sechs Positionen um. Unter anderem fehlte Abwehrchef Kevin Vogt wegen einer Adduktorenverletzung. «Manchmal entscheidet man mit dem Bauch und nicht mit dem Kopf und probiert unterschiedliche Konstellationen aus im Training», sagte Matarazzo bei DAZN. Und in Ihlas Bebou hatte ein weiterer neuer Mann nach nicht einmal 15 Sekunden die erste und für lange Zeit letzte Möglichkeit für die Gäste.
Die Freiburger starteten vor 33.500 Zuschauern verhalten. Umso überraschender fiel die Führung. Nach einer Flanke von Vincenzo Grifo behinderten sich Torhüter Oliver Baumann und Brooks gegenseitig. Eggestein war der Nutznießer und erzielte sein erstes Tor seit dem 5. Dezember 2021.
Das 1:0 der Hausherren zeigte Wirkung. Sie hatten nun deutlich mehr Ballbesitz, was Matarazzo überhaupt nicht gefiel. Er gestikulierte am Spielfeldrand und versuchte, auf seine Mannschaft einzuwirken. Zwar ließen die Gäste erst einmal keine weiteren Möglichkeiten zu, selbst wurden sie aber auch nicht gefährlich. Erst Freiburgs Matthias Ginter brachte seinen Teamkollegen Mark Flekken mit einer Grätsche auf das eigene Tor in Bedrängnis (29.).
SCF als Nächstes gegen Juventus
In der Hinrunde gehörten beide Teams noch zur Spitzengruppe. Seither hat sich bei den Gästen einiges zum Negativen entwickelt. Und auch Stillers Tor konnte wegen des späten Gegentreffers zum 1:2 die längste Niederlagenserie des Clubs in der Bundesliga-Historie nicht beenden.
«Wenn wir ein Tor mehr schießen als Hoffenheim, wäre das eine Topleistung von uns nach diesem anstrengenden Spiel in Turin, in dem wir körperlich viel investieren mussten», hatte Streich im Vorfeld gesagt. Seine Spieler erfüllten die Zielvorgabe mit etwas Glück. Denn nach dem verdienten Ausgleich durch Stiller traf Doan sehenswert. Kurz zuvor war Kabak vom Platz gestellt worden.
Vor dem Spiel gegen den italienischen Rekordmeister am Donnerstag (18.45 Uhr) geht es für die Freiburger nun darum, wieder Kraft zu tanken. Die Ausgangslage ist klar: Ein Sieg mit einem Treffer Unterschied würde nach dem 0:1 in Turin für die Verlängerung reichen und die Hoffnung auf weitere Highlights in dieser Saison nähren.