Mit einem Freudenschrei ins leere Sinsheimer Stadion und ausgebreiteten Armen feierte Sebastian Hoeneß den Erfolg gegen Eintracht Frankfurt.
Irgendwie schien es in diesem Moment, als sei der 39 Jahre alte Trainer nach eineinhalb oft schwierigen Jahren so richtig angekommen bei der TSG 1899 Hoffenheim. Erstmals gewannen die Kraichgauer unter seiner Führung drei Spiele hintereinander in der Fußball-Bundesliga – und mischen jetzt richtig mit um die internationalen Plätze.
Eine knappe Stunde nach dem 3:2 (2:1) im Geisterspiel von Sinsheim war Hoeneß bei der Pressekonferenz längst wieder gefasst. «Locker bleiben! Weiter hart arbeiten!», mahnte der Neffe des langjährigen Bayern-Chefs Uli Hoeneß und verwies – angesprochen auf eine mögliche Champions League-Teilnahme – auf die enge Tabelle: «Vor diesem Spieltag waren wir zwei Punkte vor Frankfurt, die waren Zwölfter. Das sagt schon alles.» Die Entwicklung seiner Mannschaft, betonte er, sei das, was zähle.
Schwieriges erstes 1899-Jahr
Vor dieser Saison hatte sich Hoeneß gewünscht, endlich mal nicht mehr nur als Krisenmanager agieren zu müssen. In seiner ersten Spielzeit als Chefcoach eines Erstligisten hatte der Club wie kaum ein anderer mit Coronafällen und ihren Nachwirkungen zu kämpfen. Zuletzt dümpelte seine Mannschaft lange im Mittelfeld herum, mit einer Unbeständigkeit als einzige Konstante. «Dauerhaft» wolle er seinen Club auf Platz sechs oder besser sehen, forderte Mäzen Dietmar Hopp in jener Phase.
Für die gewachsene Widerstandsfähigkeit von Torjäger Andrej Kramaric und Co. spricht auch diese Statistik: Zehn Punkte holte die TSG nach einem Rückstand – so viele wie keine andere Mannschaft.
Dieses Mal brachte Rafael Borré die Eintracht, die so stark presste wie der Regen auf das Stadiondach prasselte, in Führung (15. Minute). Doch Dennis Geiger (24.) und Georginio Rutter (30.) drehten die Partie. Diadie Samassékou erhöhte auf 3:1 (59.), ehe Gonçalo Paciência (72.) verkürzte und Hoffenheim noch zittern musste.
«Richtig, richtig wichtig», so Mittelfeldspieler Geiger sei dieser Erfolg gewesen. «Wir spielen derzeit einen mutigen Fußball. Mit jedem Sieg wächst unser Selbstvertrauen – das ist kein Geheimnis», sagte Routinier Kevin Vogt. Und Hoeneß bilanzierte: «Der Sieg war hier und da sicher mit ein bisschen Glück verbunden, aber auch mit sehr viel Mentalität und Willen. Was uns enorm gut tut. Ich bin richtig stolz auf die Leistung unserer Truppe heute.»
Kramaric zunächst auf der Bank
Dabei saß der nicht hundertprozentig fitte Kramaric zunächst ebenso auf der Bank wie der kaum weniger wichtige Christoph Baumgartner. In den Vordergrund spielen sich derzeit andere: Zum Beispiel der erst 19 Jahre alte französische Wirbelwind Rutter. Oder Samassékou, der zwei Wochen nach seinem ersten TSG-Tor überhaupt gegen Leipzig erneut traf. «Zwei Jahre lang waren wir nicht so gut platziert wie jetzt und wir haben lange dafür gearbeitet, in der Tabelle wieder dorthin zu kommen», sagte der strahlende Mittelfeldabräumer aus Mali.
Nach dem Schlusspfiff dröhnte jedenfalls laute Musik aus der Hoffenheimer Kabine. Der DJ sei Baumgartner, berichtete Hoeneß auf Nachfrage. Und er selbst? «Ich sitze dann immer in der Kabine und analysiere das Spiel», sagte der TSG-Coach. Sogar für einen öffentlichen Scherz war Hoeneß an diesem Tag gut.