Trotz ordentlicher Leistung wartet Hertha BSC in der Rückrunde der Fußball-Bundesliga weiter auf ein Erfolgserlebnis.
Die von Corona und von Verletzungen personell arg gebeutelten Berliner unterlagen mit 0:3 (0:1) beim SC Freiburg, der seine Europapokal-Ambitionen untermauerte. Die Hertha schwebt dagegen als Tabellen-15. und mit nur einem Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz in Abstiegsgefahr. Der von Vincenzo Grifo verwandelte Foulelfmeter (12.) und die späten Tore von Kevin Schade (83.) und Lucas Höler (86.) vergrößerten die Sorgen des Clubs aus der Hauptstadt, dessen anhaltende Talfahrt sich schon vor dem Anpfiff angebahnt hatte.
Zwar konnten sich nach dem Corona-Ausbruch in der vergangenen Woche einige Profis zurückmelden. Sinnbildlich für die Misere stand aber die Frage, wer im Breisgau das Tor hüten würde. Stammkeeper Alexander Schwolow fiel mit Corona aus. Da sich Rune Jarstein und Oliver Christensen noch im Aufbautraining befinden und Nils Körber gesundheitlich angeschlagen war, setzte Hertha-Coach Tayfun Korkut auf den 20 Jahre jungen Schlussmann Marcel Lotka. «Er ist ein positiv Verrückter», sagte Korkut beim Pay-TV-Sender Sky vor dem Anpfiff über den nominell fünften Torwart. «Er hat heute seine Feuertaufe. Ich traue ihm ein gutes Spiel zu.»
Nach einer Schweigeminute wegen Russlands Angriff auf die Ukraine ließ Lotka den Worten seines Trainers Taten folgen. Bei seiner ersten Bewährungsprobe, einem Freistoß von Grifo, blieb er dank einer Flugparade noch der Sieger (6.). Über Langeweile konnte sich die Hertha-Defensive auch nach der ersten Annäherung des SC nicht beklagen. Nach einem Vorstoß von Roland Sallai wusste sich Linus Gechter nur noch mit einer Grätsche zu helfen. Den fälligen Strafstoß verwandelte Grifo. Zwölf Minuten hatte es bis zum ersten Gegentor in der noch jungen Bundesliga-Laufbahn von Lotka gedauert.
Mit dem frühen Gegentreffer nahm die Verunsicherung bei den Gästen, die zuvor mit 1:6 gegen RB Leipzig verloren hatten, weiter zu. Lotka ließ einen Ball fallen und der erfahrene Dedryck Boyata, der für den gesperrten Marc-Oliver Kempf in der Startelf stand, klärte direkt in die Füße von Sallai. Der Ungar wurde beim Abschluss aber vom eigenen Mann behindert (20.) und Grifo scheiterte aus spitzem Winkel am Pfosten (26.).
Korkut reagierte und stellte auf zwei Spitzen um. Das sorgte für mehr Entlastung. Unmittelbar danach verpasste Vladimir Darida den Ausgleich (28.), und Peter Pekarik scheiterte zehn Minuten später an Freiburgs Schlussmann Mark Flekken.
Nach dem Seitenwechsel fehlten beiden Mannschaften das Tempo nach vorn und die Genauigkeit im Passspiel. Die Hertha hatte nun aber mehr Ballbesitz und übte dadurch auch mehr Druck aus. SC-Trainer Streich versuchte, seine Mannschaft wachzurütteln. Nachdem Marco Richter frei vor Flekken auftauchte und scheiterte (63.), nahm er einen Doppelwechsel vor und bewies damit ein glückliches Händchen. Aber auch Korkut musste reagieren. Gechter verschärft mit einer Verletzung den personellen Engpass.
Freiburg musste bis in die Schlussphase hinein zittern, denn das schwächste Team der zweiten Halbserie war deutlich aktiver. Späte Tore der eingewechselten Schade und Höler beseitigten aber die Zweifel am elften Saisonsieg.