Bei der heiklen Frage nach einem «Maulwurf» ließ sich Julian Nagelsmann zwar zu einem Scherz hinreißen, aber eigentlich war ihm bei der heiklen Angelegenheit nicht zum Spaßen zumute.
«Ich ärgere mich und denke da viel drüber nach, weil ich überlege, was bezweckt die Person, die es weitergibt, was erhofft sie sich», sagte der Trainer des FC Bayern München vor dem Bundesliga-Duell am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) bei Bayer Leverkusen. Dass dafür immense Summen fließen würden, könne er sich nicht vorstellen. «Ich kenne die Motivlage der Person nicht, aber die Person wird sich schon ihre Gedanken dazu machen.»
Vorteil für den Gegner?
Anlass für Nagelsmanns Verstimmung waren veröffentlichte Taktik-Ausführungen in der «Sport Bild». «Wenn die Person mir schaden will, ist das so. Sie schadet aber auch jedem einzelnen Spieler. Das ist nicht im Sinne der Sache», sagte 35-Jährige. Man werde nicht herausfinden, wer der «Maulwurf» gewesen sei.
«Maulwürfe stehen, glaube ich, unter Artenschutz. Wenn man über das bayerische Land fährt, sieht man an jedem Feld 80.000 Maulwurfshügel und die darf man nicht beseitigen, weil der Maulwurf unter Artenschutz steht. Die Suche ist daher sehr kompliziert», witzelte Nagelsmann.
Dass die Informationen, die aus dem Vorfeld der Partie gegen den VfL Bochum (3:0) stammen sollen, jetzt den FC Bayern entschlüsselt hätten, befürchtet Nagelsmann nicht. Es sei nicht das große Einmaleins gewesen, sagte er. Aber es mache es dem Gegner eben leichter.
Bayern steht vor großen Aufgaben
«Mir ist wichtig, dass ich abends in den Spiegel schauen kann, dass ich gut mit meinen Spielern und mit meinen Trainerkollegen umgehe», sagte Nagelsmann. «Die Person wird hoffentlich nicht so gut in den Spiegel schauen können, weil es sich einfach nicht gehört.»
Von solchen Dingen wollen sich die Münchner vor großen Aufgaben nicht vom Kurs abbringen lassen. Nach dem Duell mit Leverkusen, bei dem der FC Bayern auf den verletzten Angreifer Eric Maxim Coupo-Moting verzichten muss, und nach der Länderspielpause steht am 1. April das Topspiel gegen Borussia Dortmund an.
Danach geht es Schlag auf Schlag mit wegweisenden Partien weiter. Zunächst steht am 4. April das Viertelfinale im DFB-Pokal gegen den SC Freiburg an, eine Woche später folgt das Viertelfinal-Hinspiel gegen Manchester City.
Nagelsmann kritisiert «Schwarz-Weiß-Denken»
Nagelsmann kritisierte den Umgang mit seiner Arbeit. Es gebe mitunter ein «extremes Schwarz-Weiß-Denken», sagte Nagelsmann in einem Interview der «Welt am Sonntag». Die Schnelllebigkeit des Fußballs erlebe er beim deutschen Rekordmeister in Extremen. «Entweder ist es in der Bewertung von außen alles supergut oder alles superschlecht. Dazwischen gibt es nichts.»
Nagelsmann sagte, er sei dadurch etwas vorsichtiger geworden und äußere sich nicht mehr zu allem. «Das hat man in den vergangenen Monaten, denke ich, registrieren können.» Der 35-Jährige stellte aber klar, dass er sich nicht verstelle. «Ich bin kein Schauspieler. Manchmal wird mir nachgesagt, ich würde mir Aussagen vor Pressekonferenzen zurechtlegen. Das ist nicht so.»
Der Bayern-Coach deutete an, nicht ewig Trainer sein zu wollen. «Es gibt vieles außerhalb des Fußballs, das mich glücklich macht. Dafür will ich nicht erst mit 70 Zeit haben», merkte Nagelsmann an.