Als Einheit standen die Spieler des VfB Stuttgart vor der eigenen Fankurve und feierten. Auf Augenhöhe entrollten die Anhänger der Schwaben ein Banner und drückten am Samstag nach dem 2:1 in der Fußball-Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach ihren Herzenswunsch aus: «Finale», stand auf dem Plakat.
Der VfB verließ dank des ersten Heimerfolgs seit Mitte Februar den Abstiegsrelegationsplatz und träumt nun vom ersten Einzug ins Endspiel des DFB-Pokals seit der Saison 2012/13.
«Haben eine Wahnsinnschance»
«Wir haben eine Wahnsinnschance», sagte Trainer Sebastian Hoeneß, der auch nach seinem fünften Pflichtspiel noch ungeschlagen ist. Im Halbfinale treffen die Stuttgarter am Mittwoch (20.45 Uhr) auf Eintracht Frankfurt.
In den zwölf Partien unter Vorgänger Bruno Labbadia, der erst im Dezember übernommen hatte, gelangen nur zwei Siege. Hoeneß hat indessen schon drei Siege und zwei Unentschieden auf dem Konto. «Es ist immer gut, gemeinsam zu gewinnen», sagte er. «Trotzdem wird es wichtig sein, auch das wieder richtig zu kanalisieren. Aber an so einem Tag gehört es auch dazu, die Freude rauszulassen.»
Zum ersten Mal jubeln durften die Stuttgarter nach 22 Minuten – jedoch mit Verspätung. Denn beim Führungstor des später wegen einer Kopfverletzung ausgewechselten Serhou Guirassy griff zunächst der Videoschiedsrichter ein, ehe der Unparteiische Matthias Jöllenbeck das 1:0 anerkannte. Auch danach bleib der VfB spielbestimmend. Gegen schwache Gladbacher machte es Dan-Axel Zagadou aber noch einmal spannend, weil er einen Schuss im Strafraum mit dem Arm blockte. Den fälligen Strafstoß verwandelte Julian Weigl (78.).
Glaube an die eigene Stärke
Es ist aber eine Qualität der Stuttgarter, dass sie sich von Rückschlägen nicht mehr so leicht verunsichern lassen. Nur fünf Minuten später brachte der eingewechselte Tanguy Coulibaly die Hausherren vor 47.700 Zuschauer wieder in Front – ebenfalls per Elfmeter. Unmittelbar zuvor hatte Ko Itakura für die Verhinderung einer klaren Torchance die Rote Karte gesehen.
«Was entscheidend ist, ist der Kopf und der Glaube an die eigene Stärke», begründete Hoeneß die Widerstandsfähigkeit seiner Mannschaft, die den Abstiegsrelegationsplatz verließ.
Mit Selbstvertrauen geht es jetzt in das Duell mit der Eintracht. «Das ist ein Highlight-Spiel», sagte Torhüter Fabian Bredlow, der in der Nachspielzeit mit einer Glanztat gegen Gladbach-Youngster Semir Telalovic den Punkt rettete. «Alle von uns träumen davon, irgendwann mal im DFB-Pokalfinale zu stehen und wir haben jetzt die Möglichkeit. Die Brust darf natürlich ein bisschen breiter sein, als sie es vorher war.»
Er und seine Teamkollegen dürfen, so formulierte es Hoeneß, «gerne essen gehen». Selbst ein Bier genehmigte der Coach. «Aber dann habe ich schon die klare Erwartung, dass da die richtigen Entscheidungen getroffen werden und der Weg rechtzeitig nach Hause führt», sagte der 40-jährige Neffe von Bayern-Patron Uli Hoeneß. «Ich habe das versucht, meinen Jungs klarzumachen. Ich habe viele Endspiele gesehen und weiß, was es bedeutet ein Finale in Berlin spielen zu können.»
Ein Schritt fehlt den Stuttgartern noch, um dieses Ziel zu erreichen und den Wunsch der Fans zu erfüllen. In der Liga sind noch mehr Schritte nötig. Aber mit jetzt 28 Punkten sind die Neckarstädter auch dort auf einem guten Weg.