Max Kruse war auch lange nach dem Spiel noch mächtig angefressen. «Ne, war kein klarer Elfmeter», postete der Wolfsburger Stürmer mit einem Freudentränen-Emoji gegen Mitternacht bei Instagram und zeigte seinen lädierten Knöchel nach einem Tritt von Manu Koné.
Der nicht gegebene Strafstoß war eine von mehreren diskutierten Entscheidungen nach dem 2:2 (1:2) zwischen Borussia Mönchengladbach und dem VfL Wolfsburg.
Florian Kohfeldt hatte sich am Ende trotz des Ärgers über eine Rote Karte und die Elfmeter-Szene mit dem Unentschieden abgefunden. «Es ist etwas unglücklich für uns gelaufen. Aber in Unterzahl haben wir aufopferungsvoll gekämpft und den Punkt verdient mitgenommen», befand der Trainer des VfL Wolfsburg nach der intensiven und bisweilen hitzigen Partie. Schließlich hatte der gut beschäftigte Schiedsrichter Tobias Reichel die Gladbacher Aufholjagd in der Nachspielzeit gestoppt, als er den vermeintlichen Siegtreffer von Matthias Ginter wegen eines Foulspiels zuvor nicht anerkannte.
Hütter: «Dann kann das Spiel ganz anders laufen»
Dabei sahen die Wolfsburger lange Zeit wie der sichere Sieger aus und hatten gegen einen Gegner, der zuletzt mit 0:6 in Dortmund unter die Räder gekommen war, schon nach einer guten halben Stunde durch die Treffer von Jonas Wind (6. Minute) und Sebastiaan Bornauw (33.) mit 2:0 sicher im Griff. Maximilian Philipp vergab dann sogar noch die Chance auf einen dritten Treffer, nachdem Marcus Thuram auf 1:2 verkürzt hatte. «Dann kann das Spiel ganz anders laufen», sagte Borussias Trainer Adi Hütter, dessen Mannschaft dann von zwei wichtigen Entscheidungen des Schiedsrichters profitierte und eine rassige Aufholjagd startete.
Zunächst beklagte sich Kruse über den nicht gegeben Strafstoß, weil er zunächst weiter lief und dann erst später fiel. «Es kann nicht der Fairplay-Gedanke sein, wenn ich direkt falle. Klarer kann er mich nicht treffen. Ich weiß nicht, wie viele Leute im Keller sitzen, aber sehr kompetent waren sie nicht», schimpfte Wolfsburgs Winter-Neuzugang über die Szene in der zweiten Halbzeit. Kurz darauf sah Maxence Lacroix die Rote Karte nach einer Rangelei mit Thuram und einem absichtlichen Handspiel. Kohfeldt meinte, Thuram habe zuvor Foul gespielt und der Platzverweis sei damit nicht gerechtfertigt.
«Gegen alle Widerstände gewehrt»
Für Hütter zählte nur, dass seine Mannschaft eine starke Reaktion gezeigt hat in einem Spiel zweier Mannschaften, die eigentlich um die Europapokalplätze spielen wollten, sich aber nun in der Abstiegszone tummeln. «Die Mannschaft wollte dieses Spiel unbedingt gewinnen und hat sich gegen alle Widerstände gewehrt», sagte Borussias Chefcoach.
Neben der schwierigen sportlichen Situation und nach dem Rückzug von Sportdirektor Max Eberl hatte sein Team auch noch die schreckliche Nachricht vom Unfall-Tod des Gladbacher U23-Spieler Jordi Bongard am vergangenen Donnerstag zu verkraften. «Das saß tief, was da auf uns eingeprasselt ist. Da sieht man wie unwichtig Fußball ist», sagte Abwehrspieler Jordan Beyer. «Das war schon ein Schockmoment. Wir haben viel darüber gesprochen, um uns gegenseitig zu helfen», sagte Nationalspieler Jonas Hofmann. «Ich muss der Mannschaft ein Kompliment machen, wie sie das alles weggesteckt hat», erklärte Hütter, der am Donnerstag vor dem Spiel das Training absagen musste.
Dementsprechend groß war der Jubel dann als der eingewechselte Breel Embolo zunächst den Ausgleichstreffer erzielte (82.). Als Ginter dann zum 3:2 traf war die Mannschaft für kurze Zeit völlig euphorisch und bejubelte den vermeintlichen Siegtreffer ausgelassen. «In dem Moment hätte ich mich auch gerne auf den Haufen geworfen», sagte Hütter. Doch dann entschied der Schiedsrichter anders.