Mark Flekken ließ sich nicht zweimal bitten. Der Torwart des SC Freiburg folgte den Forderungen der eigenen Fans. Er kletterte zu ihnen hinauf auf den Zaun, nahm das Megafon in die Hand und löste so ein Kribbeln am Körper von Teamkollege Matthias Ginter aus.
«Ich hatte ehrlicherweise Gänsehaut am Ende», sagte der Abwehrspieler des Fußball-Bundesligisten, der sich nach dem dritten Sieg im vierten Spiel von den eigenen Anhängern feiern ließ.
Dabei durfte Ginter in seiner Karriere schon ganz andere Erinnerungen sammeln. Er stand im Kader, als Deutschland 2014 den Titel bei der Weltmeisterschaft in Brasilien holte. Den DFB-Pokal und den Supercup gewann er mit Borussia Dortmund, und in den Anfangsjahren seiner Laufbahn sicherte sich Ginter mit den Freiburgern gleich zweimal den Pokalsieg mit der A-Jugend.
Freiburg stark, Bochum weiter punktlos
Ein 1:0 (0:0) gegen das weiterhin sieg- und punktlose Schlusslicht VfL Bochum sollte da doch eigentlich keine allzu großen Emotionen hervorrufen. Ginter widersprach. Denn die Breisgauer krönten einen ereignisreichen Freitag mit der bestmöglichen Ausbeute.
Noch am Mittag war die Gruppenphase der Europa League, in der Freiburg erstmals vertreten ist, ausgelost worden. Der Sport-Club trifft auf den FC Nantes, Olympiakos Piräus und Karabach Agdam. Gegen den Club aus Aserbaidschan geht es am 8. September mit einem Heimspiel los, wie die zeitgenaue Ansetzung am Samstag ergab.
Dass der Anspruch beim Pokalfinalisten gestiegen ist, unterstrich Angreifer Michael Gregoritsch. «Wir wollen weiterkommen», machte der Österreicher unmissverständlich klar.
Gegen den im Vergleich zum 0:7 gegen den FC Bayern München stark verbesserten VfL agierte er glücklos. Gregoritsch scheiterte wie auch der eingewechselte Nils Petersen am Pfosten. Dennoch reichte es zu drei Zählern, weil Vincenzo Grifo nach einem verschossenen Elfmeter mit dem zweiten Nachschuss doch noch traf (48.) und auch Bochum zweifach Aluminium-Pech hatte.
Streich: «Wollen uns international beweisen»
«Neun Punkte aus vier Spielen – das hilft uns», sagte Trainer Christian Streich, der bereits an das straffe Programm bis zum Ende der Gruppenphase Anfang November dachte. Zufrieden war aber auch er. Seine Mannschaft blieb zum dritten Mal ohne Gegentor. Nur bei der bitteren 1:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund, als in der Schlussphase eine Führung aus der Hand gegeben worden war, kassierten die Freiburger in dieser Saison Gegentreffer.
Einen großen Anteil daran hat auch Rückkehrer Ginter. Zusammen mit Philipp Lienhart sorgt der 28-Jährige, der in der Sommerpause von Borussia Mönchengladbach zurück an die Dreisam wechselte, für Ordnung. Er ist ein wichtiger Baustein, um die Ziele in dieser Saison zu erreichen. «Wir sind die Vertreter von Deutschland in der Europa League. Dort wollen wir uns beweisen, und das finden wir cool», sagte Streich.
Einen Vorgeschmack, wie die Englischen Wochen unter Flutlicht in Freiburg aussehen könnten, bekamen die SC-Anhänger. Und Ginter und seine Mitspieler scheinen auf Anhieb Gefallen daran gefunden zu haben. «Natürlich hoffen wir, dass die Europapokal-Nächte ähnlich verlaufen», sagte er.