Der Musik-Mix, mit dem die Fußballerinnen des FC Bayern ihren großen Schritt Richtung Meisterschaft feierten, war wild. Zwischen der Vereinshymne und dem Neil-Diamond-Klassiker «Sweet Caroline» hallten aus der Münchner Spielerinnen-Kabine immer wieder Ballermann-Hits. Ausgelassen zelebrierte das Team von der Isar das 1:0 über den VfL Wolfsburg und die Tabellenführung in der Bundesliga.
Sechs Spieltage vor Schluss hat das Bayern-Team die Niedersächsinnen überholt. «Der Sieg hat eine sehr hohe Bedeutung für uns. Es ist ungewohnt, dass wir jetzt nicht mehr hinterherlaufen», sagte Bayerns Nationalspielerin Lina Magull.
Die Münchner Party hatte unmittelbar nach dem Schlusspfiff begonnen. Die Ersatzspielerinnen legten einen Sprint von der Bank zum Mittelkreis hin und fielen ihrer Siegtorschützin Georgia Stanway in die Arme. Die Engländerin hatte in der 84. Minute einen Handelfmeter verwandelt und neue Münchner Hoffnungen auf den fünften Meistertitel der Vereinsgeschichte geweckt. Ein Punkt beträgt der Vorsprung auf die Wölfinnen. «Jetzt jagen sie uns», sagte FCB-Akteurin Klara Bühl vor den entscheidenden Wochen.
Klare Dominanz
Fast die gesamten 90 Minuten hatten die Münchnerinnen den bisherigen Spitzenreiter dominiert. Dass die Gäste das Spiel Ergebnis-mäßig lange offen gestalten konnten, hatten sie ihrer glänzend aufgelegten Torhüterin Merle Frohms zu verdanken. Ein ums andere Mal vereitelte die Nationalkeeperin die Angriffe der Bayern und lenkte den Ball im letzten Moment ans Aluminium. «Wir hatten eine sehr große Dominanz im Spiel», befand Bühl und bescheinigte ihrer Mannschaft eine «spielerische Überlegenheit».
Trainer Alexander Straus ging sogar noch einen Schritt weiter und sprach von dem besten Spiel der Münchnerinnen unter seiner Leitung. «Das Spiel war wichtig für den deutschen Frauenfußball. Es war eine tolle Show», sagte der Norweger begeistert. Von dem Vorstoß an die Tabellenspitze will er sich jedoch nicht blenden lassen. «Klar, unsere Ausgangsposition ist besser als heute Morgen. Aber es ist alles offen.»
VfL nun Jäger
Während die Münchnerinnen immer noch in ihrer Kabine feierten, schlichen die Wolfsburgerinnen mit gesenkten Köpfen durch die Gänge. Eine Vorentscheidung im Titelkampf war verpasst. Vielmehr noch: Die Mannschaft von Tommy Stroot hat es nicht mehr in der eigenen Hand. «Wir sind jetzt Jäger und wir nehmen die Rolle mit aller Macht an», sagte Stroot gab sich unmittelbar nach der Niederlage kämpferisch.
In drei Wochen kommt es im Halbfinale des DFB-Pokals zum nächsten Duell der deutschen Top-Teams, die sich auch noch im Halbfinale der Champions League wiedersehen könnten. «Es ist toll, dass wir zwei Teams in Deutschland haben, die sich so herausfordern», sagte Straus. Die Rivalität hat ihre Wurzel im Jahr 2013. Seither kommen die Meisterinnen ausschließlich aus Wolfsburg (7 Titel) oder München (3), die Partie ist zum Nord-Süd-Gipfel mutiert – nun erst einmal mit dem Vorteil für die Münchnerinnen.