Jürgen Klinsmann droht das Aus als Trainer der südkoreanischen Fußball-Nationalmannschaft. Eine Beratungskommission des Koreanischen Fußballverbands (KFA) empfahl nach einer Sitzung in Seoul, sich von dem 59-jährigen früheren Bundestrainer zu trennen.
«Aus einer Reihe von Gründen kamen wir zu dem Ergebnis, dass Klinsmann das Nationalteam als Chefcoach nicht mehr führen kann», sagte der Technische Direktor des Verbands, Hwangbo Kwan, vor Journalisten. Der Nationalteam-Ausschuss reagierte mit der Empfehlung vor allem auf die enttäuschende Niederlage der Mannschaft im Halbfinale des Asien-Cups. Klinsmann war der Sitzung aus seiner Wahlheimat USA per Video zugeschaltet.
Die endgültige Entscheidung über Klinsmanns Zukunft als Chefcoach liegt nun in der Hand des KFA-Leitungsgremiums und Verbandspräsidenten Chung Mong Gyu. Wann sie erfolgt, war zunächst unklar. Klinsmann betreut den WM-Vierten von 2002 seit Anfang des vergangenen Jahres. Der Vertrag des gebürtigen Schwaben läuft bis zum Finale der Weltmeisterschaft 2026.
Aus gegen Jordanien
Klinsmann sah sich in Südkorea nach dem überraschenden 0:2 seines Teams gegen Außenseiter Jordanien beim Kontinentalturnier in Katar starker Kritik ausgesetzt. Viele Fans hatten seine Entlassung gefordert. Obwohl das Halbfinale gegen Jordanien das zweite Aufeinandertreffen beider Teams in dem Turnier gewesen sei, sei die Mannschaft von Klinsmann in taktischer Hinsicht nicht ausreichend vorbereitet gewesen, sagte Hwangbo. In der Gruppenphase hatten sich beide Teams 2:2 getrennt.
Klinsmann selbst habe Misstöne innerhalb der Mannschaft als einen der Gründe für die Niederlage genannt, sagte der Fußball-Funktionär. Das habe sich auf die Leistung des Teams auf dem Platz ausgewirkt. In dieser Woche war bekannt geworden, dass es am Abend vor dem Halbfinale zu einem handfesten Streit in der Mannschaft gekommen war. Mannschaftskapitän Heungmin Son hatte sich dabei einen Finger ausgerenkt. Wie südkoreanische Medien unter Berufung auf KFA berichteten, hatten sich Son und andere ältere Spieler darüber geärgert, dass jüngere Spieler frühzeitig das Abendessen verlassen hätten, um Tischtennis zu spielen. Es habe sich nach anfänglichem Wortwechsel eine Rangelei entwickelt, und Son habe sich dabei verletzt.
Hwangbo sagte jetzt, in der Kommission sei die Meinung vertreten worden, Klinsmann habe auf den internen Konflikt nicht angemessen reagiert. Auf die Frage, ob die in den Streit verwickelten Spieler disziplinarische Strafen zu befürchten hätten, ging Hwangbo nicht weiter ein. Klinsmann war in Südkorea schon vor dem Asien-Cup nicht unumstritten. Unter anderem wurde es in dem Land nicht gerne gesehen, dass er – ähnlich wie in seiner Zeit als Bundestrainer – mehr Zeit im Ausland als in Südkorea verbracht hatte.