Die von Nagelsmann-Vertreter Dino Toppmöller in Aussicht gestellten bayerischen Schmankerl standen im Teamhotel nicht auf dem nächtlichen Speiseplan der Bayern-Stars.
«Ich glaube, in München sind Leberkäs‘ und Bierchen Tradition. Das müssen wir schon durchziehen», sagte der Assistent des erkrankten Cheftrainers Julian Nagelsmann nach dem 4:0-Erfolg in der Champions League bei Benfica Lissabon über eine mögliche Ausgestaltung seines Einstands. Der war im Spiel als Münchner Nummer 1 an der Linie bestens geglückt.
Nagelsmann hatte das Königsklassen-Torfest im Estádio da Luz, in dem die Münchner vor 14 Monaten den Henkelpott in die Höhe stemmten, wegen eines grippalen Infekts am Rasenrand auslassen müssen. Im noblen Mannschaftshotel war der 34-Jährige gedanklich und emotional aber voll dabei – und stellte auch eine Weiche für den Sieg.
«Es war Julians Idee, wie wir die Wechsel gestalten sollen. Es war eine mutige Entscheidung, Serge zu bringen – aber am Ende eine goldrichtige», sagte Toppmöller, der zumindest von der Pause an mit seinem Chef via Funk in Kontakt stand. «Da sieht man, dass Julian zwar krank ist, aber im Kopf trotzdem sehr fix – und eine super Idee hatte», sagte Toppmöller über den Gnabry-Einfall. Der offensive Wechsel von Serge Gnabry für Benjamin Pavard beim Stand von 0:0 war ein Faktor auf dem Weg zum Sieg.
Leroy Sané (70./85. Minute), ein Eigentor von Everton (80.) und ein Treffer von Weltfußballer Robert Lewandowski (83.) ließen den FC Bayern über einen «hochverdienten Sieg» jubeln, wie Toppmöller befand. «Es war jetzt nicht so, dass ich da den großen Zampano gemacht habe. Ich bin froh, dass wir das Spiel gewonnen haben und dass wir im Trainerteam Julian gut vertreten haben», sagte der Sohn des früheren Bundesliga-Trainers Klaus Toppmöller, den er in der Nacht von Lissabon noch kontaktieren wollte. Neben Dino Toppmöller hatten auch die Nagelsmann-Assistenten Benjamin Glück und Xaver Zembrod ihren Anteil am klaren Erfolg.
Nach Niederlagen von Borussia Dortmund, RB Leipzig und dem VfL Wolfsburg dokumentierten die Münchner einmal mehr ihre Ausnahmestellung. Und das nicht nur national, sondern auch international. Denn so gut wie die Münchner bei ihrem Vereins- Rekordstart ist in dieser Saison kein anderes Team in die neue Königsklassen-Spielzeit gekommen. «Wenn man die letzten Jahre sieht, wie hungrig sie immer waren, auch in der Meisterschaft – das ist eine große Stärke von uns. Ich hoffe, das bleibt auch so», sagte der herausragende Sané.
Vielleicht wäre das Spiel in eine andere Richtung gelenkt worden, wenn Kapitän Manuel Neuer nicht zweimal glänzend den Rückstand verhindert hätte. «Dafür haben wir den besten Torhüter der Welt in unserem Tor», sagte Toppmöller.
Vorne mischte Kingsley Coman erstmals seit seiner kleineren Herz-Operation wieder in der Startelf mit. «Ich fühle mich sehr gut. Ich bin sehr glücklich, dass ich spielen kann ohne Herzprobleme», sagte der Flügelspieler. Für ihn war die Partie wahrhaft besonders: Er hatte beim Champions-League-Triumph vor 14 Monaten an selber Stelle das 1:0-Siegtor gegen Paris Saint-Germain erzielt.