In Europas organisierter Fan-Szene dürften die Sympathien im Champions-League-Finale am kommenden Samstag zwischen Manchester City und Inter Mailand klar verteilt sein.
«Viele Fußballfans würden es sicherlich kritisch sehen, wenn Man City die Champions League gewinnt», sagte Martin Endemann von der Fanorganisation «Football Supporters Europe» der Deutschen Presse-Agentur.
Dies habe zum einen mit «diversen Untersuchungen zu vermeintlichen Brüchen der finanziellen Regularien» zu tun, erklärte Endemann: «Zum anderen stehen viele Fans Vereinen, die de facto im Besitz von Staaten mit zweifelhaften Menschenrechtsbilanzen sind, ohnehin kritisch gegenüber.» Von daher wäre es «so etwas wie eine Zeitenwende, wenn einer dieser Vereine nach mehreren vergeblichen Versuchen diesmal den Champions-League-Titel holen würde».
Für die Fan-Interessengemeinschaft «Unsere Kurve» wäre es «ein durch finanzielles Doping unredlich erkaufter Sieg», wie Vertreter Dario Minden der dpa sagte: «Man City steht symbolisch für den Ausverkauf des Fußballs und die Ohnmacht des Sports, seinen soziokulturellen Wert zu beschützen. Es wird einfach nur dem Geld hinterhergerannt.»
Ausschluss aus der Premier League?
Man City gehört der City Football Group mit Hauptanteilseigner Abu Dhabi United Group. Seit dem Einstieg der Scheichs 2008 hat der einstige Mittelklasse-Club geschätzt rund zwei Milliarden Euro für Transfers ausgegeben.
Seitdem sind die Cityzens national höchst erfolgreich, der Titel in der Königsklasse fehlt ihnen aber noch. Am Samstag in Istanbul geht das Team von Trainer Pep Guardiola als Favorit ins Endspiel gegen Inter Mailand. Inter ist allerdings auch in den Händen eines chinesischen Investors.
In der Premiere League droht Manchester City wegen der Finanzgebaren weiter Ärger. Noch immer untersucht eine unabhängige Kommission den schweren Vorwurf, der Club habe jahrelang gegen die Finanzregeln der englischen Topliga verstoßen. Es geht um mehr als 100 Fälle zwischen 2009 und 2018.
Im schlimmsten Fall droht dem englischen Meister der Ausschluss aus der Premier League. 2020 war Man City von der UEFA wegen «ernsthafter Verstöße» gegen die Regeln des Financial Fair Play mit einer zweijährigen Europacup-Sperre belegt worden. Der Internationalen Sportgerichtshof Cas hob diese Strafe jedoch auf.