Aufgrund der anhaltenden Kritik am Video-Assistent-Referee (VAR) hält der frühere Schiedsrichter Lutz Michael Fröhlich wie in anderen Sportarten auch im Fußball die Einführung einer Challenge für möglich.
Dieses Thema sei derzeit aufgrund der Vorgaben aus dem Regelwerk und dem VAR-Protokoll zwar nicht umsetzbar. «Dennoch sollten wir uns mit dem Thema Challenge auseinandersetzen, aber es sollte dann auch substanziell sein», sagte Fröhlich im Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».
Vor allem die teils unterschiedliche Auslegung der Handspielregel und die Frage, warum der VAR in bestimmten Situationen nicht interveniert hat, führte zu teils hitzigen Diskussionen in der abgelaufenen Fußball-Saison. Fünf Jahre nach Einführung des VAR ist die Ablehnung bei Trainern, Spielern und vielen Fans weiter teils groß.
Druck auf Schiedsrichter könnte abnehmen
Fröhlich schlug vor, ein Gremium zu schaffen, dass sich grundsätzlich mit dem Thema Video-Assistenten und dann auch mit dem Thema Challenge auseinandersetze. Gemeinsam mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) könnte man diese Initiative anstoßen. «Denn das ist kein originäres Schiedsrichter-Thema, auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag: In einer Gruppe zum Beispiel aus Ligavertretern, Clubs, Schiedsrichtern, Trainern und vielleicht auch ehemaligen Spielern sollten konkrete Arbeitsaufträge entwickelt werden, auf deren Basis ein umfassendes Konzept erstellt wird, welches dann bei der internationalen Regelkommission IFAB eingereicht werden kann», sagte Fröhlich.
Bisher werde die Challenge nur mit dem Hinweis gefordert, «dass die Trainer dann Einfluss nehmen können. Und es wird ganz allgemein auf andere Sportarten verwiesen: Hockey, Basketball, American Football. So ist die Diskussion viel zu abstrakt und unpräzise», meinte Fröhlich. Im Basketball zum Beispiel kann jeder Trainer einmal pro Spiel eine Entscheidung «challengen», also per Videobeweis überprüfen lassen.
«Bei einschneidenden Veränderungen muss man sich immer klarmachen, dass man, wenn man sich mit einer Baustelle beschäftigt und diese zu schließen meint, damit womöglich schon die nächste Baustelle aufmacht», meinte Fröhlich und ergänzte: «Aus Schiedsrichtersicht könnte man allerdings sagen: Vielleicht schwindet damit tatsächlich der Druck auf die Schiedsrichter.»