Nachdem die Freiburger die erste Champions-League-Teilnahme verpasst hatten, wurden sie von den Fans beim Gedanken ans Pokalfinale am kommenden Samstag gegen RB Leipzig aufgebaut: «Und wir holen den Pokal», sangen die Freiburger Anhänger trotzig.
Doch die große Party fand auf der anderen Seite statt. Bayer Leverkusen hatte zwar schon vor dem 2:1 (0:0) gegen den SC die Champions League sicher. Doch der Abschied von Geschäftsführer Rudi Völler nach mehr als 23 Jahren im Verein machte den Tag zu einem der emotionaleren in der jüngeren Vereinsgeschichte.
Völler als Vorsänger
Rund eine Viertelstunde nach Schluss forderten die Fans «Völler auf den Zaun». Der 62-Jährige ging auf die Kurve zu, schoss auf dem Weg noch einen Ball ins leere Tor und ließ sich danach auf den Zaun helfen. «Jetzt muss mir mal einer sagen, was ich machen soll», erklärte der Weltmeister von 1990 inmitten der Anhänger mit einem Mikrofon in der Hand. Anschließend stimmte er ein «ufta täterä» an und hüpfte mit den Anhängern.
«Das Wichtigste war, dass ich mich nicht verletzt habe. In meinem Alter muss man ja aufpassen bei solch akrobatischen Aktionen», sagte Völler lachend. Es sei in seinen mehr als 40 Jahren im Profi-Fußball «mein erstes Mal» auf dem Zaun: «In meiner aktiven Zeit gab es so was ja nicht. Das ist erst später eingeführt worden. Ich wusste natürlich den Text nicht. Aber ich hatte einen Souffleur, der hat mir alles ins Ohr gesagt.»
Völler ging mit Stolz. Auf die Mannschaft, die Dritter wurde und das für sie belanglose Spiel gewann. Aber vor allem auch auf die Entwicklung in den letzten 20 Jahren. «Wir haben zwar keinen Titel geholt», sagte Völler, der 1994 als Spieler kam und mit Ausnahme von viereinhalb Jahren als DFB-Teamchef und Trainer von AS Rom immer da war. «Damals hat Calli (Manager Reiner Calmund, d. Red.) als Folklore oder Hollywood erst Bernd Schuster und dann mich geholt. Und trotzdem waren relativ wenig Zuschauer da. Das hat sich enorm entwickelt. So eine Stimmung wie heute, besser geht es nicht.» Völler bleibt als Mitglied des Gesellschafter-Ausschusses und Club-Botschafter im Verein.
Freiburgs geplatzter Traum
Für Freiburg platzte der Traum von der ersten Teilnahme an der Champions League bitter. Nach dem eigenen Ausgleich durch Janik Haberer (88.) fehlte beim Stand von 0:1 von Leipzig in Bielefeld zwischenzeitlich nur ein Tor für die Königsklasse. Nach dem Leipziger Ausgleich und dem späten 1:2 durch Exequiel Palacios war der Traum zu Ende. Torhüter Mark Flekken hatte mitgestürmt und der Argentinier schoss aus rund 50 Metern ins leere Tor. Dennoch wird Freiburg erstmals seit fünf Jahren und zum fünften Mal in der Vereinsgeschichte europäisch spielen.
«Wenn uns vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir Europa League spielen, hätte das kaum einer geglaubt. Trotzdem tut es jetzt ein bisschen weh, wenn man Ende da steht und die letzten beiden Spiele verliert», sagte Kapitän Christian Günter: «Jetzt konzentrieren wir uns auf das Pokalfinale. Wir wollen das Ding unbedingt holen.»
Trainer Christian Streich wirkte durchaus enttäuscht, die Stimme war hörbar mitgenommen. «Die Meldung aus Bielefeld hat nochmal Energie gegeben: Noch ein Tor und du bist plötzlich in der Champions League», sagte er in Gedanken schwelgend: «In der Hektik habe ich nicht mitbekommen, dass Leipzig ausgeglichen hat. Wir haben dann hopp oder topp gespielt und verloren. Aber ich habe keine Bedenken, dass die Mannschaft nächste Woche nochmal alles reinhauen kann.» Auf die Frage, was er vor der Saison gesagt hätte, wenn ihm jemand einen Kampf um die Champions League bis zum letzten Spieltag vorhergesagt hätte, sagte er dann doch wieder schmunzelnd: «Dass er spinnt.»