Hansi Flicks neue Youngster steckten immer wieder die Köpfe zusammen. David Raum, Nico Schlotterbeck und Karim Adeyemi zogen dicht gedrängt auf einer wackeligen Bierbank am Trainingsplatz ihre Fußballschuhe an, dann feixte das Trio beim Aufwärmen.
Jamal Musiala kickte nebenan im Kreis mit seinen Bayern-Kumpels. Und Florian Wirtz zog es zu den drei Champions-League-Siegern des FC Chelsea um den ehemaligen Leverkusener Kai Havertz.
Die jungen Wilden, von DFB-Direktor Oliver Bierhoff «Frischlinge» getauft, sind in der Fußball-Nationalmannschaft das Versprechen für die nahe und fernere Zukunft – genau, wie Bundestrainer Flick es will. «Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie junge Spieler nachrücken, wie schnell sie sich doch auch an das hohe Niveau adaptieren und selber Akzente setzen können», sagte Bierhoff am Mittwoch insbesondere mit Blick auf die 18 Jahre alten Toptalente Wirtz und Musiala. «Ich höre immer wieder, dass auch die Trainer ihre tolle Qualität sehen und davon begeistert sind.» Ihre Plätze im Team müssten sie sich natürlich trotzdem erst einmal «erkämpfen».
Starke Leistungen in den Clubs
Wirtz spielt bei Bayer Leverkusen schon eine zentrale Rolle. Bayern-Trainer Julian Nagelsmann gilt beim Rekordmeister als großer Fan des technisch starken und bereits bei der EM erprobten Musiala. Adeyemi (19) zeigt bei Red Bull Salzburg gute Leistungen und erzielte im September gegen Armenien gleich beim Debüt sein umjubeltes erstes Länderspieltor. Raum (23) bei der TSG Hoffenheim und Schlotterbeck (21) beim SC Freiburg sind in der Defensive Stützen ihrer Teams.
«Ich fühle mich pudelwohl hier», sagte Innenverteidiger Schlotterbeck, der als einziger aus dem Talentekreis noch auf sein Debüt im A-Team wartet. «Die Jungs haben uns sehr, sehr gut aufgenommen», sagte er über die etablierteren DFB-Kollegen. Ohnehin sei es für ihn noch «ein bisschen surreal» und wie «ein Traum», inzwischen bei den älteren Jungs dabei zu sein.
Im Sommer sind Schlotterbeck, Wirtz, Raum und Adeyemi noch gemeinsam U21-Europameister geworden. Dann klingelte der neue Bundestrainer durch, der längst angekündigt hat, bei ähnlicher Qualität zweier Spieler auf einer Position auf den Jüngeren setzen zu wollen.
Schlotterbeck hofft auf Einsätze
«Für mich läuft es einfach super», sagte Schlotterbeck, der in den WM-Qualifikationsspielen am Freitag gegen Rumänien und Montag in Nordmazedonien (beide 20.45 Uhr/RTL) auf seine ersten Einsatzminuten hofft.
Der Sprung ins A-Team sei «natürlich immer das Ziel gewesen», äußerte Außenverteidiger Raum. «Man kann sehr, sehr viel lernen, sich sehr, sehr viel abschauen.» Streng genommen zählt auch noch Kai Havertz mit seinen 22 Jahren zur jungen Riege. Der Chelsea-Profi und Finaltorschütze der Königsklasse ist aber schon einen großen Schritt weiter und längst bei jedem Länderspiel Kandidat für die Startelf.
Umbruch bis zur WM 2022
Flick dürfte diesen Weg des Umbruchs in den kommenden Monaten bis zur WM 2022 ungebremst fortsetzen. Kaderauffüller braucht er nicht. Jeder Jungprofi soll eine echte Bewährungschance bekommen. Beim Qualifikations-Dreierpack gegen Liechtenstein, Armenien und auf Island verhalf der 56-Jährige Wirtz, Adeyemi und Raum zu deren Debüts.
«Das tut ganz gut und ist für die Mannschaft ein guter Prozess, der da eingeleitet wird», sagte Flick. Und die «Frischlinge» haben selbst ambitionierte Ziele. «Eine WM oder EM mit der deutschen Nationalmannschaft zu spielen, wäre etwas ganz Besonderes», sagte Schlotterbeck: «Darauf arbeitet man hin. Das ist ein Ziel von mir.»