Das riesige Potenzial von Erling Haaland erkannte Christoph Freund früher als viele andere, weitere Ausnahmefußballer reiften auch dank ihm zu großer Klasse.
Ab dem 1. September soll der Mann mit dem besonderen Blick für Hochtalentierte nun beim FC Bayern München auf europäischem Spitzenniveau seine Arbeit fortsetzen. Der langjährige Sportdirektor von Red Bull Salzburg wird dann beim deutschen Fußball-Rekordmeister in gleicher Funktion sein exzellentes Netzwerk einbringen.
«Mit voller Energie und Leidenschaft»
«Ich freue mich riesig darauf, ab dem 1. September mit voller Energie und Leidenschaft alles dafür zu geben, dass dieser Verein auch in Zukunft sportlich so erfolgreich bleibt, weiter in der internationalen Spitze mitspielt und seine Fans mit attraktivem Fußball begeistert», sagte der 46-Jährige laut Mitteilung bei der offiziellen Verkündung seines Wechsels.
Ob Haaland, Nationalspieler Karim Adeyemi, der Neu-Liverpooler Dominik Szoboszlai oder die heutigen Bayern-Profis Sadio Mané und Dayot Upamecano: diese Schwergewichte des europäischen Fußballs waren einst auch dank Freund als damals noch weitgehend unbekannte Nachwuchskicker nach Salzburg gewechselt. Dort reiften sie zu Spitzenkräften. Das Ergebnis: Salzburg profitierte für einige Zeit sportlich von ihrer Klasse, anschließend wurden sie mit satten Transfererlösen weiterverkauft.
Vor allem damit empfahl sich Freund nun für die Nachfolge von Bayerns Ex-Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Für den Österreicher ist der FC Bayern die erste Station in der Bundesliga. «Wir freuen uns, dass wir in Christoph Freund einen so erfahrenen wie erfolgreichen Sportdirektor für den FC Bayern gewinnen konnten», sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen. «Wir sind davon überzeugt, dass er der Richtige ist, um gemeinsam mit dem Trainerteam um Thomas Tuchel und dem Technischen Direktor Marco Neppe die Mannschaft künftig weiter zu stärken.»
Zuletzt in Salzburg aktiv
Freund arbeitet seit 2015 als Sportdirektor für die Salzburger, zuvor war er dort unter anderem als Teammanager tätig. Vor einem Jahr war er vom englischen Spitzenclub FC Chelsea umworben worden. Damals allerdings entschied sich der Manager für den Verbleib in der Mozartstadt. Beim österreichischen Meister hatte er noch einen Vertrag bis 2026.
Die Münchner hatten sich am turbulenten Meister-Wochenende Ende Mai von Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Salihamidzic getrennt. Der langjährige Finanzchef Dreesen folgte auf Kahn, überraschend schnell wurde jetzt die Salihamidzic-Nachfolge geklärt. Die von der Vereinsführung anvisierte Weihnachts-Deadline ist weit unterschritten. In den vergangenen Wochen war wiederholt über Markus Krösche von Eintracht Frankfurt oder Max Eberl von RB Leipzig spekuliert worden. Wie Salihamidzic bei seiner Verpflichtung im Sommer 2017 ist Freund zunächst nicht Mitglied des Vorstands.
Freunds Erfolge als Sportfunktionär stellen seine Leistungen als aktiver Fußballer klar in den Schatten. Er spielte als Mittelfeldspieler in verschiedenen Vereinen seines Heimatlandes, darunter der WSG Wattens oder SV Grödig. Insgesamt 57 Spiele absolvierte Freund in der 2. Liga, der Sprung in die höchste Spielklasse gelang ihm nie.
Chance für Spieler vom Bayern-Campus?
Die Verpflichtung von Freund könnte auch den Spielern vom FC Bayern Campus den Weg in den Profibereich erleichtern. Ehrenpräsident Uli Hoeneß hofft schon lange, dass von dort neue Jungstars wie einst Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Thomas Müller kommen. Nachwuchsleiter Jochen Sauer und Freund kennen sich aus der gemeinsamen Zeit in Salzburg. Zuletzt hatten die Münchner den Vertrag mit Sauer verlängert.
Der neue Vorstandschef Dreesen hatte sich nach 50 Tagen im Amt am Montag in der Sportdirektoren-Frage noch zurückgehalten. Die Münchner hatten bewusst auf einen Schnellschuss in der Manager-Personalie verzichtet, weil sie in der aktuellen Transferphase einen anderen Weg gehen. Harry Kane etwa soll noch ohne den Sportdirektor Freund von den Tottenham Hotspur zu den Bayern geholt werden.
Aus der «Not», so Hoeneß, wurde die hochkarätig besetzte Transfer-Taskforce geboren, mit der die Münchner neben Kane auch bei Min-jae Kim (SSC Neapel) und Kyle Walker (Manchester City) Erfolg haben wollen. Sieben Personen umfasst die Runde. Die Kernarbeit liegt «auf fast täglicher Basis», so Trainer Tuchel, bei ihm, Dreesen und dem Technischen Direktor Neppe. Dazu nutze man «Leidenschaft, Herzblut und Sachverstand» des größeren Kreises. Dem gehören neben Hoeneß und dem früheren Chef Karl-Heinz Rummenigge noch Präsident Herbert Hainer und der neue Finanzvorstand Michael Diederich an.
Top-Secret-Aktion von Rummenigge, Hoeneß und Dreesen
Der Deal mit Freund soll nach Sky-Informationen eine Top-Secret-Mission von Rummenigge, Hoeneß und Dreesen gewesen sein. Demnach waren nicht einmal alle Mitglieder des Aufsichtsrats von Beginn an in die Personalentscheidung eingeweiht. Nach außen sickerte bis Dienstag nichts.