Für Trainer Urs Fischer vom Fußball-Bundesligisten 1. FC Union Berlin nimmt die persönliche Aussprache mit seinen Spielern einen höheren Stellenwert als zu seiner aktiven Zeit ein.
«Es ist in Ordnung für mich, dass es jetzt anders ist und die heutige Generation mehr nachfragt. Da muss man als Trainer dazulernen», sagte der 55 Jahre alte Schweizer der «Welt am Sonntag», «man muss bereit sein, mit der Zeit zu gehen und nicht immer von früher erzählen.»
Zu seiner Zeit wäre eine solche Aussprache nicht möglich gewesen, meint Fischer: «Damals bist du nie als Spieler zum Trainer ins Büro und hast gefragt, warum du nicht spielst. Der hätte dich zusammengeschissen.» Der Trainer selbst bevorzugt einen Mix aus Einzel- und Gruppengesprächen, «weil die Jungs verstehen müssen, dass sie ein Teil des Ganzen sind und es nicht um sie allein geht.»
Fischer, der im Sommer 2018 nach Köpenick kam und Union gleich in seiner ersten Saison zum Aufstieg führte, verweist zudem auf die Bodenhaftung innerhalb des Vereins als Grundlage für den erfolgreichen Weg im Oberhaus. «Wir haben nie unseren Charakter und nie unsere Denkweise geändert. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass wir noch keine stürmischen Zeiten erlebt haben», sagt der Trainer des aktuellen Tabellenvierten, «hier nimmt sich keiner wichtig. Wir sind alle Dienstleister – da beziehe ich mich mit ein.»
Und trotz des Erfolgsdrucks setzt Fischer ganz klare Stellenwerte im Leben der Profis: «Familiäre, private Dinge genießen bei mir höchste Priorität. Wenn da etwas anliegt, ist der Spieler befreit von allem. Die Familie ist das höchste Gut.»