FIFA-Berater Arsène Wenger will trotz heftiger Kritik die Pläne für Fußball-Weltmeisterschaften im Zwei-Jahres-Rhythmus durchfechten.
«Wenn wir so weitermachen, fahren wir gegen die Wand», sagte der Direktor der Technischen Beratungsgruppe des Weltverbands der BBC. Mit den Plänen für eine weitreichende Reform des Spielkalenders sei er «nicht auf einem Ego-Trip», versicherte der 71-Jährige. Er warb dafür, das Konzept in seiner Gesamtheit zu betrachten und nicht auf die Frage der WM allein zu reduzieren. «Alle zwei Jahre eine WM macht nur Sinn, wenn man den ganzen Plan anschaut und die Qualifikationsspiele umstrukturiert», sagte Wenger.
Wenger: WM wird ihren Wert nicht verlieren
Nach 2024 will der Franzose die Zahl der Qualifikationsspiele für Turniere reduzieren und weniger, dafür aber längere Länderspiel-Fenster einrichten. Dadurch hätten die Clubs laut Wenger ihre Spieler länger zur Verfügung, die Profis müssten weniger oft reisen. Die Zahl der Spiele werde sich nicht erhöhen, beteuerte der frühere Trainer des FC Arsenal. «Ich glaube, dass die Clubs profitieren und dass die Spieler profitieren», sagte Wenger.
Die häufigere Austragung der WM werde ihren Wert nicht verringern. «Die Weltmeisterschaft ist so ein großes Ereignis, das wird ihr Ansehen nicht mindern. Man will der Beste in der Welt sein, und man will der Beste der Welt in jedem Jahr sein», sagte Wenger. Er sei zuversichtlich für die Umsetzung der Vorschläge, «aber ich kenne die Kräfte nicht, die dafür oder dagegen sind», sagte er.
DFB warnt vor enormen Belastungen
Die FIFA-Pläne hatten vor allem in Europa für jede Menge Kritik gesorgt. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin drohte mit Boykott und forderte ein Treffen mit FIFA-Chef Gianni Infantino. Auch der DFB hatte sich klar gegen die Vorschläge ausgesprochen, die auch einen jährlichen Wechsel zwischen WM und EM vorsehen. Dies würde zu enormen Belastungen für die Spieler führen, warnte der Verband.
Gegenwind erhielten Wenger und die FIFA am Freitag auch von der Clubvereinigung ECA, in der die meisten Top-Clubs Europas zusammengeschlossen sind. Die Vorschläge würden einen «direkten und zerstörerischen Einfluss auf die Club-Wettbewerbe haben, sowohl international wie national», warnte die ECA. Zudem würden die Pläne die Gesundheit und das Wohlbefinden der Spieler in Gefahr bringen und die Bedeutung des Frauen- und Nachwuchsfußballs schmälern, hieß es in einer Mitteilung.
In den Vorstand der ECA war jüngst Bayern Münchens Vorstandschef Oliver Kahn gerückt, Ehrenvorsitzender ist sein Vorgänger Karl-Heinz Rummenigge. Die ECA kritisierte die PR-Kampagne der FIFA zum Wenger-Konzept, die Pläne des Weltverbands seien egoistisch. Eine Reform des Spielkalenders, die laut ECA durchaus nötig wäre, sei nur mit Zustimmung der Clubs möglich. Daher forderte die Vereinigung eine Einbindung in den Reformprozess. Für den 30. September hat die FIFA einen Online-Gipfel über den internationalen Spielkalender mit ihren Mitgliedsverbänden angekündigt.