Das Spiel von Legia Warschau bei AZ Alkmaar in der Conference League hat nach Ausschreitungen und zwei Festnahmen ein Nachspiel auf höchster politischer Ebene. Nachdem zwei Gäste-Profis in Gewahrsam genommen worden sein sollen, schaltete sich Polens Regierungschef ein.
Am Rande des informellen EU-Gipfels im spanischen Granada habe er persönlich mit seinem niederländischen Amtskollegen Mark Rutte über den Vorfall gesprochen, schrieb Mateusz Morawiecki auf Facebook.
«Ich habe meinen entschiedenen Protest gegen das brutale Verhalten der niederländischen Polizei gegen die Spieler und die Fans von Legia Warszawa zum Ausdruck gebracht», schrieb er und erklärte, Rutte habe eine schnelle Aufklärung des Vorfalls zugesichert. Schon vorher hatte Morawiecki via X, vormals Twitter, geschrieben, das polnische Außenministerium angewiesen zu haben, dringend diplomatische Schritte einzuleiten, um die Ereignisse der Nacht zu überprüfen.
Der polnische Sender TVP Sport berichtete, dass die beiden Gäste-Profis Radovan Pankov und Josue Pesqueira von der Polizei festgenommen worden seien. Zudem soll Legias Vereinspräsident und -Eigentümer Dariusz Mioduski von einem Schild im Gesicht getroffen worden sein. Alkmaar hatte die Partie mit 1:0 gewonnen.
«Der Premierminister hat mich darüber informiert, dass er unsere diplomatischen Dienste gebeten hat, diese Angelegenheit dringend zu klären», sagte der Regierungssprecher Piotr Müller. «Auf den ersten Blick ergeben sich sehr ernste Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Eingreifens der niederländischen Dienste und an der Art und Weise, wie dieses Eingreifen erfolgt ist.» Es sehe «nicht nach einer ordnungsgemäßen Intervention aus, und das macht uns Sorgen».
Beispiellose Geschichte
Dem polnischen Medienbericht zufolge war unklar, ob Pankov und Pesqueira die Rückreise nach Warschau bald antreten können. Eines sei aber sicher: In Alkmaar habe sich eine beispiellose Geschichte ereignet, die weitere Folgen haben werde, hieß es in dem Bericht auf der Homepage von TVP. Warum die beiden Profis festgenommen worden sein sollen, wurde zunächst nicht klar. Begonnen habe es damit, dass das Team das Stadion nicht habe verlassen dürfen. Der Mannschaftsbus sei durch Polizeibeamte blockiert und an der Abfahrt gehindert worden.
Ein Polizei-Sprecher bestätigte im niederländischen Radio, dass einer der Festgenommenen ein 28 Jahre alter Mann aus Serbien sei, der zweite sei 33 Jahre alt und komme aus Portugal. Ob es sich um Spieler von Legia handelte, teilte die Polizei nicht mit, die Alters- und Herkunftsangaben würden aber auf Pankov und Pesqueira zutreffen.
Nach Auskunft der Polizei kam es bereits vor Beginn der Partie zu schweren Unruhen am Eingang des Stadions. Anhänger von Legia Warschau stürmten demnach das Eingangstor und gingen mit massiver Gewalt gegen Ordner und die Bereitschaftspolizei vor. Ein Beamter wurde dabei bewusstlos geschlagen. Zum Schutz der Ordner und zur eigenen Sicherheit sei Tränengas eingesetzt worden. Legia-Anhänger gelang es der Polizei zufolge außerdem, den Polizisten einige Schlagstöcke und Pfefferspray abzunehmen. Eine Reihe von Fans sei ohne Tickets und ohne Kontrolle ins Stadion gelangt.