Bayern Münchens Trainer Julian Nagelsmann will sich weiter zu kritischen Themen äußern.
«Ich will mich ja hier nicht nur ins Sonnenlicht stellen, kritische Themen gehören dazu. Nicht jeder klatscht mir dann Applaus für meine Meinung. Aber davon lebt die Demokratie», sagte der 33-Jährige im Interview der «Welt am Sonntag».
Es sei sein Anspruch, sich auch mit Dingen zu befassen, die außerhalb des Rasens bei seinem Arbeitgeber passieren. «Und wenn ich zum Thema Impfen, zur Jahreshauptversammlung und zu der Debatte um das Thema Katar gefragt werde, finde ich es wichtig, meine Meinung zu äußern.»
In Zeiten der sozialen Medien habe er zwar schon Angst vor Reaktionen bei kontroversen Themen. «Aber die Reaktionen kann ich so oder so nicht verhindern. Man kann es nicht allen Menschen recht machen. Ich muss ein bisschen was aushalten – und nicht alles lesen», sagte der Fußballlehrer. Manchmal scrolle er durch die Kommentare auf seinem Instagram-Account: «Dabei wird man nicht glücklich. Die persönlichen Begegnungen sind für mich viel mehr wert.»
Mit dem Skateboard um den Trainingsplatz
Dass er mal mit dem Skateboard um den Trainingsplatz fährt, locker mit seinen teils älteren Stars umgeht, sei sein Naturell. «Ich bin ein lebensfroher Mensch und habe mir keinen Katalog aufgeschrieben, in dem steht, was ein Bundesligatrainer machen darf und was nicht. In erster Linie bin ich als Mensch auf dieser Welt, nicht als Trainer», erklärte Nagelsmann. Das Fundament effizienter und erfolgreicher Arbeit sei Freude, aber er wisse genau, wann es drauf ankommt.
Für seine Zukunft hat der Bayer, der sich die nächsten acht bis zehn Jahre auf jeden Fall als Trainer sieht, ungewöhnliche Pläne. So will er zu Fuß und mit einem Zelt im Gepäck die Alpen überqueren. «Zudem würde ich gern eine Schreiner-Lehre oder Koch-Lehre absolvieren. Unabhängig davon, ob ich je in einem dieser Berufe arbeiten werde», sagte Nagelsmann und ergänzte: «Wenn ich erst mit 70 Jahren als Trainer aufhöre, weiß ich nicht, ob ich noch mit dem Wellenreiten in Portugal beginnen kann.» Das sei unter anderem sein Traum.
Ein Engagement im Ausland brauche er für eine erfüllte Karriere nicht: «Für mich wäre es auch okay, wenn ich in Deutschland bleibe. Für mein Lebensglück brauche ich keine Auslandsstation.»