Ein FC Bayern im personellen Notstand hält den Druck auf Spitzenreiter Bayer Leverkusen im Meisterschaftsrennen der Fußball-Bundesliga hoch.
Nach drei richtungweisenden Entscheidungen des Videoschiedsrichters gewannen die Münchner ein 3:2 (2:0)-Spektakel und konnten nach zuvor zwei Auswärtsniederlagen am Stück endlich mal wieder beim kleinen Angstgegner FC Augsburg gewinnen. Vor allem die Schlussphase hatte es in sich.
Joshua Kimmichs Mittelfeldersatz Aleksandar Pavlovic mit seinem Premierentor in der 23. Minute und Alphonso Davies (45.+5) bescherten Thomas Tuchels neuformierter Mannschaft eine komfortable Halbzeitführung. Vor 30.660 Zuschauern in der ausverkauften Augsburger Arena nahm Harry Kane (58.) mit seinem ersten Tor im neuen Jahr und seinem 23. in dieser Bundesligasaison vorübergehend die Brisanz aus dem kuriosen bayerischen Nachbarschaftsduell mit zwei Elfmetern.
Doppelpack von Demirovic
Augsburgs Kapitän Ermedin Demirovic (52./90.+4 Foulelfmeter) hatte die Hausherren mit seinem neunten und zehnten Treffer auf den ersehnten Coup gegen den deutschen Rekordmeister hoffen lassen. Nationaltorwart Manuel Neuer (88.) parierte kurz vor Schluss noch einen von ihm selbst verursachten Foulelfmeter von Sven Michel, war dann aber gegen Demirovic machtlos.
Den Bayern fehlte im Mittelfeld ohne den an der Schulter verletzten Kimmich eine wichtige Anspielstation. Das und weitere Ausfälle waren Tuchels Team zunächst auch deutlich anzusehen. In einen Spielfluss kam die Münchner Mannschaft nach der Führung aber dann doch. Die Fans der anfänglich aktiveren und lauffreudigen Augsburger jubelten in der ersten Hälfte gleich zweimal – doch beide Male ließ der Videoschiedsrichter die Begeisterung verstummen.
Statt Handelfmeter nach einem Zweikampf zwischen Bayerns Innenverteidiger Matthijs de Ligt und Augsburgs Kapitän Demirovic (5.) entschied Referee Christian Dingert zurecht nur auf Freistoß außerhalb des Sechzehners. Sieben Minuten später hieß es: Abseits! Eine Kopfballablage von Demirovic knallte Elvis Rexhbecaj zwar mit Links in die Maschen, durfte aber nach einer hauchdünnen Entscheidung nicht über einen Treffer jubeln.
Coman muss verletzt raus
Und die Bayern? Die gingen ungerührt in Führung. Nach einer Ecke von Allrounder Raphael Guerreiro, der diesmal als Rechtsverteidiger aushalf, schaltete Teenager Pavlovic im Sechzehner am schnellsten und ließ Augsburgs Keeper Finn Dahmen keine Chance. Der 19-Jährige empfahl sich im defensiven Mittelfeld erneut für weitere Bewährungschancen.
Folgenschwer endete die umjubelte Torszene für Kingsley Coman. FCA-Angreifer Phillip Tietz fiel in der Rückwärtsbewegung unglücklich auf den linken Unterschenkel des Franzosen. Gestützt vom medizinischen Personal musste Coman in die Kabine begleitet werden, sein linkes Bein konnte er dabei selbst nicht belasten.
Die Führung hinterließ Wirkung. Sie versetzte den Augsburgern einen Stimmungsdämpfer. Leroy Sané & Co. wurden in ihrem Auftreten immer sicherer. Das führte sogar dazu, dass nach einem öffnenden Pass von Leon Goretzka Linksfuß Davies quasi mit dem Pausenpfiff aus einer Einzelaktion aus 17 Metern mit Rechts erhöhte.
Müller verursacht Elfmeter
In einen Verwaltungsmodus konnten die Münchner nicht schalten, dafür fiel der Anschluss nach einem Kopfball von Demirovic zu früh nach dem Seitenwechsel. Doch dann meldete sich erneut der Videoschiedsrichter, als Kanes 3:1 wegen einer vermeintlichen Abseitsposition doch gegeben wurde. Diesen Treffer hatte Jamal Musiala eingeleitet, der an fast jeder gefährlichen Toraktion des FC Bayern in der zweiten Hälfte beteiligt war. Der für Coman eingewechselte Mathys Tel (81.) scheiterte noch am Pfosten.
Erst in der Schlussphase durfte Thomas Müller trotz der Personalnot mitwirken. Sein Foul gegen Demirovic machte die Schlussminuten noch einmal spannend.