Der Deutsche Fußball-Bund sieht seine Schiedsrichter bei den aktuellen Protesten von Fans in einer Ausnahme-Situation.
«Gegenwärtig sind die Unparteiischen (…) in besonderem Maße nicht nur als Spielleiter gefordert, sondern auch als Konfliktmanager und Mediatoren», sagte ein DFB-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. «Es ist für sie eine ungewohnte, schwierige und auch belastende Situation, für die sie nicht verantwortlich sind, aber in der sie viel zusätzliche Verantwortung zu schultern haben.»
Die Spitzenreferees der 1. und 2. Liga müssen derzeit in zahlreichen Profispielen über Spielunterbrechungen entscheiden, weil Anhänger unter anderem Tennisbälle auf den Rasen werfen. Am vergangenen Wochenende war der Streit zwischen den organisierten Fans und der Deutschen Fußball Liga wegen des geplanten Investoreneinstiegs bei der DFL eskaliert. Bei der Machtdemonstration stand unter anderem die Partie des 1. FC Union Berlin gegen den VfL Wolfsburg kurz vor dem Abbruch.
Auf das Kerngeschäft konzentrieren
Zu den Aufgaben der Schiedsrichter gehöre grundsätzlich auch das regelkonforme Vorgehen im Falle von Störungen durch äußere Einflüsse, erklärte der DFB-Sprecher. Sie seien in der aktuellen Konfliktsituation keine Partei, dennoch wirke ihr Vorgehen auch auf die Gesamtlage ein.
«Die Schiedsrichter freuen sich darüber, dass ihr besonnenes Vorgehen so viel Anerkennung erfährt, hätten aber nichts dagegen, sich bald wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren zu können, das anspruchsvoll und fordernd genug ist.»
Das Vorgehen der Spielleiter bei Störungen sei ähnlich dem sogenannten Drei-Stufen-Plan gegen rassistische Diskriminierungen. Dies sei aber nicht als starre Vorgabe zu verstehen – «vielmehr sollen die Unparteiischen lösungsorientiert vorgehen und dabei auch einen gewissen Ermessensspielraum sinnvoll nutzen.» Bisher habe dies gut funktioniert. «Wir werden aber den Fortgang der Dinge beobachten und erforderlichenfalls Anpassungen vornehmen, sollte das sinnvoll und geboten sein», sagte der DFB-Sprecher.