Begleitet von schweren Ausschreitungen der eigenen Fans ist Zweitligist Arminia Bielefeld vom SV Wehen Wiesbaden vorgeführt worden.
Der Bundesliga-Absteiger des Vorjahres steht nach einem blamablen 0:4 (0:1) im Relegations-Hinspiel vor dem Absturz in die 3. Fußball-Liga und muss vor dem Rückspiel am kommenden Dienstag auch noch die Verfehlungen seiner Anhänger aufarbeiten, die für eine 21-minütige Spielunterbrechung sorgten.
Spielunterbrechung wegen Pyrotechnik
«Es ist unfassbar schwer. Gott sei Dank ist niemand zu Schaden gekommen. Die Fans haben auf das reagiert, was dieses sogenannte Team auf dem Rasen gezeigt hat. Ich kann mich nicht vor diese Mannschaft stellen. Das Ding ist durch», sagte Bielefelds Routinier Fabian Klos. «Man muss dieser Mannschaft den Charakter absprechen.»
Nach dem vierten Gegentor schossen Arminia-Fans Pyrotechnik auf den Rasen, einige versuchten, auf den Platz zu gelangen. Schiedsrichter Benjamin Brand schickte beide Teams daraufhin in die Kabine. Welche Auswirkungen die Vorgänge auf das Rückspiel am kommenden Dienstag haben, blieb zunächst offen. Bielefelds Fans, die schon zuvor zweimal eine Spielunterbrechung provoziert hatten, skandierten schon während der Partie: «Wir haben die Schnauze voll.»
Ivan Prtajin in der 6. Minute, Johannes Wurtz (50.), Benedict Hollerbach (60.) und John Iredale (82.) trafen für die couragierten Hessen, die nun beste Chancen auf den dritten Aufstieg in die 2. Liga nach 2007 und 2019 haben. «Unser Matchplan ist voll aufgegangen. besser kann man es nicht machen», lobte SVWW-Trainer Markus Kauczinski.
Die Wiesbadener, die sich am vergangenen Samstag für einige Minuten schon in Liga zwei wähnten und dann noch vom VfL Osnabrück abgefangen wurden, begannen forsch und belohnten sich mit einer frühen Führung. Brooklyn Ezeh setzte sich auf der linken Außenbahn durch und flankte präzise auf den Kopf von Torjäger Prtajin, der den Ball unhaltbar für Arminia-Torwart Martin Fraisl versenkte. Es war bereits der 16. Saisontreffer des 27 Jahre alten Kroaten.
Bielefeld: Wenig Offensivkraft
Der Zweitligist tat sich schwer gegen die lauf- und kampfstarken Gastgeber. Im Angriff ging so gut wie nichts und die Abwehr wirkte keineswegs sattelfest. Vor allem, wenn die Hessen mit hohem Tempo nach vorne spielten, wurde es gefährlich. So auch in der 20. Minute, als Ezeh mit dem Ball am Fuß ungehindert über das halbe Feld laufen konnte, dann aber am gut reagierenden Fraisl scheiterte.
Bielefelder Chancen blieben in der ersten Halbzeit hingegen aus. Das Team von Trainer Uwe Koschinat agierte pomadig und ideenlos – und wurde nach dem Wechsel erneut kalt erwischt. Einen direkten Freistoß von Ezeh kratzte Fraisl zwar mit Mühe aus dem Eck, doch Wurtz schaltete am schnellsten und verwandelte den Abpraller zum 2:0.
Und es kam noch dicker für die Gäste. Bei einem schnellen Gegenstoß des SVWW schickte Prtajin seinen Sturmpartner Hollerbach, der mit einem Flachschuss aus spitzem Winkel sein 15. Saisontor erzielte. Arminia-Coach Koschinat brachte danach Routinier Fabian Klos, der die Wende aber auch nicht herbeiführen konnte. Vielmehr hatte Prtajin das vierte Tor für die Hessen auf dem Fuß, doch sein Schuss prallte an den Pfosten. Als kurz darauf Iredale traf, brannten bei den Bielefelder Anhängern die letzten Sicherungen durch.