Für den früheren DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig ist das Ende des Investorenprozesses bei der Deutschen Fußball Liga die richtige Entscheidung.
«Es waren zu viele offene Fragen, ungeklärte Situationen in der DFL-Geschäftsstelle. Und in dieser Phase eine Verpflichtung für die nächsten 20 Jahre einzugehen, das glaube ich, hat viele überfordert», sagte Rettig, der von 2013 bis 2015 einer der DFL-Geschäftsführer war, im Deutschlandfunk-Interview. Die DFL müsse sich die Frage stellen, was sie im Prozess nicht richtig gemacht habe.
Die DFL hatte sich vom Einstieg eines Investors frisches Kapital in Höhe von rund zwei Milliarden Euro versprochen. Mit dem Geld sollte insbesondere die Gesamtvermarktung der Bundesliga, vorrangig im Ausland, gestärkt werden. Ein Antrag hatte am Mittwoch bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main aber nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit unter den 36 Erst- und Zweitligisten erhalten.
«Das ist ein irriger Weg»
Die zwei Milliarden bräuchte man aus Sicht Rettigs gar nicht. «Es ist versäumt worden, alternative Finanzierungskonzepte durchzurechnen, warum muss man ein Private-Equity-Modell wählen? Das ist die teuerste Form der Finanzierung, und der Verteiler wäre unsolidarisch gewesen und das brauchen wir nicht. Wir brauchen Investitionen in das nachhaltige Wachstum der Liga», sagte Rettig (60). Das Geld könne man weiter auf anderen Wegen beschaffen und «da sollte man sich nicht in den Schmollwinkel zurückziehen, sondern überlegen, was für bessere Ideen man jetzt umsetzen könnte».
Er könne dem Schrei nach immer mehr Geld nichts abgewinnen. «Wir sollten mehr den deutschen Weg gehen, statt in den Wettstreit mit Oligarchen, Staatsfonds und wem auch immer zu gehen. Das ist ein irriger Weg», meinte Rettig mit Bezug auf die englische Premier League, die durch milliardenschwere Investoren deutlich finanzstärker ist als die Bundesliga.
Man müsse in Deutschland vielmehr «die eigene DNA fördern» und nicht sagen, «dass wir die umsatzstärkste Liga werden wollen. Wir wollen vielleicht die sozialste, nachhaltigste und bodenständigste werden, gerade im Ringen um die Generation Z. Denen können wir nicht mehr damit imponieren, die Kohle jedes Jahr neu zu verbrennen, in Spieleretats zu stecken oder Beratertaschen. Ich denke deshalb, dass es zwingend ist, den Kurs zu ändern», sagte Rettig.