Mit einer weiteren Drohgebärde aus Europa spitzt sich die Debatte um die umstrittenen FIFA-Pläne für eine WM alle zwei Jahre zu.
Mehr als ein Dutzend Verbände erwägt nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur, die Mitgliedschaft im Weltverband als letzte Option zu beenden und aus der FIFA auszutreten. Zuerst hatte die Nachrichtenagentur AP darüber berichtet, nachdem FIFA-Chef Gianni Infantino mit zahlreichen europäischen Verbandschefs über die Reform für den internationalen Spielkalender der Männer ab 2024 gesprochen habe.
Letzte Option FIFA-Austritt
Eine mögliche Weltmeisterschaft im Zwei-Jahres-Rhythmus wird derzeit kontrovers diskutiert, die Kontinentalverbände Europas und Südamerikas lehnen dies kategorisch ab. Aleksander Ceferin, Präsident der Europäischen Fußball-Union, drohte mit Boykott aus Europa.
Zuletzt hatten die nordischen Verbände von Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Island und Färöer in einem gemeinsamen Statement ihre Position gegen eine WM alle zwei Jahre verdeutlicht. «Im schlimmsten Fall und als letzte Option kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Verbände aus Protest und mangelndem Verlangen nach dem neuen Aufbau aus der FIFA austreten», sagte der dänische Verbandschef Jesper Møller, der auch Mitglied der UEFA-Exekutive ist.
Ein möglicher Austritt von Mitgliedsverbänden ist in Artikel 18 der FIFA-Statuten geregelt. Demnach kann dieser Schritt zum Ende eines Kalenderjahres erfolgen, eine entsprechende Erklärung muss spätestens sechs Monate vor Jahresende abgegeben werden. Dies könnte also nicht mehr 2021 erfolgen, ebenso bleibt abzuwarten, ob Revoluzzer-Verbände letztlich wirklich auf eine FIFA-Mitgliedschaft verzichten. In der Pandemie hatte der Weltverband 2020 alleine eine Million US-Dollar als direkte Unterstützung an jede der 211 Föderationen ausgeschüttet. Teams aus den jeweiligen Ländern könnten zudem nicht mehr an FIFA-Wettbewerben teilnehmen, wären als UEFA-Mitglied jedoch weiter noch bei Turnieren des europäischen Kontinentalverbands dabei.
Mssive Kritik aus Europa
Bei seiner Sitzung am Mittwoch (15.00 Uhr) will das FIFA-Council über eine mögliche Verkürzung des Rhythmus für Weltmeisterschaften sprechen. Dabei sollte das Gremium mit dem DFB-Interimspräsidenten Peter Peters als deutschem Vertreter die nächsten Schritte bestimmen.
Die FIFA und Infantino hatten angekündigt, bis zum Jahresende Klarheit haben zu wollen. Dazu könnte es einen außerordentlichen Kongress der FIFA-Mitgliedsverbände kurz vor Weihnachten im Dezember geben. Bei einer Abstimmung wären die Verbände aus Europa und Südamerika alleine weit von einer Mehrheit entfernt. Als möglicher Kompromiss könnte allerdings noch eine weltweite Nations League, nach dem Vorbild der europäischen Version, als zusätzliche Veranstaltung anstelle einer WM alle zwei Jahre wieder auf die Agenda rücken.
Arsène Wenger, FIFA-Chef für globale Fußballentwicklung, hatte zuvor noch einmal für die von ihm vorgeschlagenen Reformen geworben. Dabei soll auch die Anzahl der Fenster für Länderspiele soll insgesamt verringert werden.
Dennoch gibt es auch abseits der Nationalverbände weiter massive Kritik aus Europa an den FIFA-Plänen für eine WM alle zwei Jahre. Nach Ansicht von Javier Tebas, Chef der spanischen La Liga, würden diese das «komplette Ökosystem des Fußballs» zerstören. «Möglicherweise werden Ligen verkleinert, der Wert der TV-Rechte für diese Ligen sinkt, die Spieler verdienen dort weniger. So machen wir Fußball zu einem Sport der Eliten. Das ist ein großer Fehler», sagte der 59-Jährige, der ebenso im UEFA-Exko sitzt, in einem Interview der «Sport Bild».
Eine Technische Beratungsgruppe der FIFA um Direktor Wenger hatte die WM-Ausrichtung alle zwei Jahre vorgeschlagen, auch der Rhythmus der Kontinentalturniere wie der EM würde dabei verkürzt. Demzufolge sollen die Änderungen nach der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko mit erstmals 48 Nationen endgültig greifen. 2027 würden dann die Turniere der Konföderationen ausgerichtet werden. Im bislang geplanten EM-Jahr 2028 stünde dann schon wieder die nächste WM an.