Nach Jahren der Enttäuschungen und Entbehrungen tanzten Spaniens Fußballer ausgelassen im Konfettiregen. Der erste Titel seit elf Jahren kam auch für die einst so erfolgsverwöhnten Spanier überraschend.
Vor der Endrunde in der Nations League wurde im Land des Weltmeisters von 2010 und Europameisters von 2012 schon über die Zukunft von Trainer Luis De La Fuente spekuliert. Der langjährige Nachwuchscoach wirkte für viele zu blass, um die La Roja nach dem enttäuschenden Achtelfinal-Aus bei der WM 2022 in Katar und dem anschließenden Rücktritt von Trainer Luis Enrique zu neuem Glanz zu verhelfen.
Der holprige Start in die EM-Qualifikation mit einem späten Sieg über Norwegen und einer Niederlage in Schottland schien die Kritiker des 61-Jährige zu bestätigen. Eine Halbfinal-Niederlage gegen Italien in Enschede hätte am vergangenen Donnerstag bereits das Aus für De La Fuente bedeuten können.
Nations-League-Sieg im Elfmeterschießen
Doch nach dem 5:4 im Elfmeterschießen im Nations-League-Finale gegen Kroatien steht er in einer Reihe mit den spanischen Erfolgstrainern José Villalonga (Europameister 1964), Luis Aragonés (Europameister 2008) und Vicente del Bosque (Weltmeister 2010 und Europameister 2012) – auch wenn die Nations League nicht den Stellenwert eines EM- oder gar WM-Titels hat. «De la Fuente hat nun freie Hand», schrieb «Marca» nach dem Triumph.
«Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich bin einfach froh, dass ich diesen Job machen darf», sagte De La Fuente weit nach Mitternacht im Rotterdamer Stadion De Kuip. «Die Liste der Trainer, die mit Spanien etwas gewonnen haben, ist natürlich eine illustre. Aber ich bin einfach glücklich für Spanien.»
Modric lässt Zukunft offen
Dem 2:1-Sieg gegen Italien im Halbfinale folgte ein verdienter Erfolg im Endspiel gegen Kroatien, das unter der Regie von Real Madrids Star Luka Modric erneut einen großen Titel verpasste. Ob der 37-Jährige weiter im Nationalteam spielt und bei der EM in Deutschland im kommenden Jahr einen neuen Anlauf nimmt, ist noch ungewiss. De La Fuente würde es freuen. «Ich bewundere Luka Modric. Ich hoffe, er macht weiter, weil man nie will, dass große Spieler abtreten», sagte der spanische Coach.
Im Endspiel verzeichneten die Spanier schon in den 90 Minuten und der folgenden Verlängerung die besseren Chancen. Im Elfmeterschießen hatten sie dann die besseren Nerven und in Unai Simón den besseren Torwart. Der Torhüter von Athletic Bilbao parierte zweimal, ehe der frühere Leverkusener Daniel Carvajal den letzten Elfmeter mit einem frechen Lupfer verwandelte. «Spanien ist wieder großartig», titelte das Sportblatt «As» begeistert.
Ist der Titel in der Nations League der Beginn einer neuen Ära? So wie vor 15 Jahren, als 2008, 2010 und 2012 nacheinander EM, WM und noch einmal die EM gewonnen wurden? «Wir freuen uns auf die EM im kommenden Jahr und können sehr viel von diesem Titelgewinn mitnehmen», sagte Spaniens Champions-League-Sieger Rodrigo von Manchester City. Auch De La Fuente will das nicht ausschließen. «Die Serie ohne Siege ist jetzt vorbei und die Zukunft sieht gut aus», sagte der spanische Coach. «Ich erwarte noch mehr in der Zukunft und noch einige schöne Anlässe.»