Im Gedenken an den verstorbenen Franz Beckenbauer steht den Bayern-Stars um Manuel Neuer und Thomas Müller ein bewegender Fußball-Abend mit tiefer Trauer und ergreifenden Momenten bevor. «Es wird sehr emotional werden im Stadion», sagte Thomas Tuchel. Der Münchner Trainer verspürte vor einem denkwürdigen Heimspiel am Freitag (20.30 Uhr/Sat.1 und DAZN) gegen die TSG 1899 Hoffenheim «gemischte Gefühle».
«Natürlich sind wir zum einen sehr fokussiert auf unseren Start, auf uns und unsere Leistung. Zum anderen ist das natürlich eine Dimension, der Tod von Franz Beckenbauer, die schwer zu greifen ist. Ein unglaubliches Lebenswerk, eine unglaubliche Persönlichkeit», erinnerte Tuchel an den am vergangenen Sonntag im Alter von 78 Jahren verstorbenen «Kaiser.»
Tuchel: Beckenbauer hat die Herzen berührt
Gedenkminute, Trauerflor, emotionale Worte – das erste Spiel nach der Winterpause wird ganz im Zeichen von Fußball- und Vereinslegende Beckenbauer stehen. «Wir wollen den bestmöglichen Start haben mit einem Sieg. Gerade an einem Tag, an dem wir Franz Beckenbauer gedenken», sagte Tuchel am Donnerstag. Da waren die heutigen Bayern-Bosse gerade dabei, den Zugang von Innenverteidiger Eric Dier (Tottenham Hotspur) zu finalisieren.
Beinahe täglich sieht Tuchel auf dem Weg in sein Trainerbüro am Club-Gelände an der Säbener Straße ein gerahmtes Bild des «Kaisers». Auch Originaldokumente von Beckenbauer sind dort ausgestellt. Verpflichtung und Erinnerung zugleich. «Er hat so viele Menschen berührt», sagte der 50-jährige Tuchel, der «leider nie» einen engeren Kontakt zum als Fußball-Lichtgestalt verehrten Beckenbauer hatte. «Viele Leute, die ihn noch weniger kennen als ich, hatten trotzdem das Gefühl, als würden sie ihn kennen. Auch die hat er im Herzen berührt.»
«Danke Franz»
Auf der Video-Leinwand sollen beim Start in den 17. Bundesliga-Spieltag Szenen aus dem Leben von Beckenbauer gezeigt und zudem dessen Klassiker-Lied «Gute Freunde» gespielt werden. Im Stadion werden Kondolenzbücher ausliegen, in denen sich die 75 000 Zuschauer vom einstigen Weltmeisterspieler und -trainer verabschieden können.
«Er hatte die unglaubliche Gabe, Dinge auf den Punkt zu bringen in einer Art, die einmalig war und einmalig bleibt. Die Lebensleistung und das Lebenswerk sind einfach unglaublich», sagte Tuchel. Seit Dienstagnachmittag erstrahlt auf der Allianz Arena der Schriftzug «Danke Franz», der auch am Spieltag zu lesen sein soll.
Dier mit Debüt am Neuer-Jubiläum?
Für Kapitän Neuer, der vor seinem 500. Pflichtspiel für den FC Bayern steht, und dessen Team ist der erste sportliche Auftritt nach Beckenbauers Tod eine besondere Verpflichtung. Aber auch für den Gegner, bei dem Beckenbauer als enger Freund von Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp im August 2022 noch einmal im Stadion war, ist es alles andere als ein normales Fußballspiel. «Das Spiel gegen Bayern wird natürlich sehr emotional. Franz Beckenbauer war eine große Persönlichkeit. Sein Tod ist ein trauriger Moment für die ganze Welt», sagte Hoffenheims Trainer Pellegrino Matarazzo.
In einer Woche voller Trauer rund um den FC Bayern erlebte Tuchel nach der 1:1-Enttäuschung im Test beim FC Basel eine Mannschaft mit «Feuer und Spirit» im Training. «Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht», berichtete der Trainer. Der Serienmeister geht bei einem noch ausstehenden Nachholspiel gegen Union Berlin mit vier Punkten Rückstand auf Bayer Leverkusen in den letzten Spieltag der Hinrunde. Und mit Dier?
Tuchel gespannt auf weitere Transfer-Entwicklung
«Er ist in der Stadt. Wir versuchen, den Deal zu finalisieren und eine weitere Alternative als Innenverteidiger zu kriegen», berichtete Tuchel am Donnerstagvormittag. Dier spielt seit 2014 für Tottenham, war dort und in der englischen Nationalmannschaft Teamkollege von Bayern-Torjäger Harry Kane. Als Ablösesumme für den Abwehrspieler, der auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden könnte, waren unter fünf Millionen Euro im Gespräch. Als Vertragslaufzeit wurde ein Zeitraum bis mindestens 2025 gehandelt.
Den Bayern fehlen in der Defensive in den ersten Wochen des Jahres Innenverteidiger Minjae Kim (Asien-Cup) und Noussair Mazraoui (Afrika-Cup) wegen Einsätzen für ihre Nationalteams. Außer Dier sollen weiteren Zugänge folgen. «Wir werden sehen, ob noch was passiert oder nicht», sagte Tuchel. Eine weitere Alternative auf der Rechtsverteidiger-Position soll nach seinen Wünschen folgen. Tuchel richtete vor der Fortsetzung der Bundesliga-Saison mit dem letzten Hinrunden-Spieltag auch noch eine Botschaft ins Rheinland an den bislang so bärenstarken Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen: «Das Ziel ist klar, wir wollen Meister werden!»