«Es gibt nur ein‘ Rudi Völler» – so singen Fans bis heute, wenn der inzwischen weißhaarige Ex-Stürmerstar irgendwo auftaucht. Ein zweites Mal könnte der 62 Jahre alte frühere Teamchef der Fußball-Nationalmannschaft nun dem DFB aus der Bredouille helfen – sofern er sich das antun will.
Bei der Suche nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen Direktor Oliver Bierhoff soll Völler einer der Kandidaten sein, wie die «Bild» berichtete.
«Grundsätzlich sieht meine Lebensplanung anders aus», sagte Völler der Zeitung. Für eine konkretere Stellungnahme war der Weltmeister von 1990 vorerst nicht zu erreichen. Der ehemalige Geschäftsführer Sport beim Bundesligisten Bayer Leverkusen hatte sich schon nach dem WM-Debakel des deutschen Teams in Katar bereiterklärt, in der Task Force des Verbandes mitzuwirken. Diese soll die Bierhoff-Nachfolge klären und mit dafür sorgen, dass die Männer-Auswahl mit Blick auf die Heim-Europameisterschaft 2024 wieder auf die Beine kommt.
Neben Völler sitzen in dem Gremium unter der Leitung von DFB-Präsident Bernd Neuendorf und dessen Vize Hans-Joachim Watzke auch Bayern Münchens früherer Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, dessen Nachfolger Oliver Kahn, Ex-DFB-Sportdirektor Matthias Sammer und der ehemalige RB-Leipzig-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff. Die Gruppe, deren wenig diverse und innovative Zusammensetzung so manche Kritik hervorrief, soll am 19. Januar wieder tagen. Für Völler ist die wichtigste Frage dabei: «Wie gewinnen wir die Begeisterung und die Liebe für die Nationalmannschaft zurück, für die wichtigste Mannschaft unseres Landes?»
Völler gilt als jemand, der gerne aushilft
Bierhoff hatte nach der WM in Katar seine Tätigkeit beim DFB beendet. Nach 18 Jahren! Als mögliche Nachfolger wurden zuletzt auch Ex-Nationalspieler wie Fredi Bobic, Sammer oder Per Mertesacker gehandelt – zunächst sollte aber ein Jobprofil erstellt werden.
Völler könnte nun dem Verband zum zweiten Mal in einer schwierigen Lage helfen: Nach der verpatzten EM 2000 sprang er zunächst als Teamchef und Platzhalter für Christoph Daum ein, der keine Freigabe aus Leverkusen erhalten und sich später mit seinem Kokser-Skandal aus dem Geschäft katapultiert hatte. Bei der WM 2002 in Japan und Südkorea führte Völler die Nationalmannschaft überraschend bis ins Finale. Nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 2004 trat der gebürtige Hanauer dann zurück.
Im vergangenen Sommer verabschiedete sich Völler nach 45 Jahren von der großen Fußball-Bühne. «Wenn ich mit etwas abschließe, schließe ich damit ab», sagte er damals in einem dpa-Interview. «Vor allem freue ich mich auf freie Wochenenden. Gefühlt habe ich – seit ich 17 oder 18 bin – kein klassisches Wochenende mehr gehabt. Ich freue mich, dass dieser Druck abfällt.»
Und jetzt quasi als Rentner nochmal mitten hinein in den Krisenverband DFB? An die Seite von Bundestrainer Hansi Flick? Grundsätzlich gilt Völler als jemand, der gerne aushilft: Nur zwei Monate nach seinem Aus als DFB-Teamchef gab er damals dem Werben seines Ex-Clubs AS Rom nach. Eine Entscheidung, die er später bereute: «2004 hätte ich auf meine Frau hören sollen, die mir abgeraten hat, Trainer bei AS Rom zu werden.»
Dem DFB fühlt er sich mindestens ebenso verbunden wie Rom oder Leverkusen. Bei dem 90-maligen Nationalspieler und Weltmeister von 1990 weiß man nicht, ob er nicht noch einmal schwach wird.