Als Benedict Hollerbach mit seinem Schuss ins Glück den 1. FC Union Berlin endgültig von dem nagenden Siegzweifel befreit hatte, verschwand Nenad Bjelica in einer glückseligen Spielertraube.
«Wer mich nicht gekannt hat, der kennt mich jetzt. Das war Emotion pur», sagte der neue Trainer der Eisernen zu der euphorischen Szene des kollektiven Jubels nach dem zweiten Treffer im Stadion An der Alten Försterei.
Besser hätte das Bundesliga-Debüt für Bjelica nicht laufen können. «Diese Mannschaft hat ein großes Herz. Jeder Einzelne hat das bewiesen. Das ist für mich wichtig», betonte der 52 Jahre alte Kroate nach dem letztlich 3:1 (1:0) gewonnenen Spiel gegen die harmlosen Gäste von Borussia Mönchengladbach. «Wir haben von Anfang an die Leistung nicht auf den Platz gebracht, mit und ohne Ball», konstatierte deren ernüchterter Trainer Gerardo Seoane.
Nach 16 Spielen und 105 Tagen ohne Erfolgserlebnis setzten die Eisernen mit einer couragierten Leistung ein starkes Zeichen im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga. Kevin Volland (23. Minute) per Handelfmeter, Hollerbach (50.) und Mikkel Kaufmann (75.) mit ihren ersten Union-Treffern erzielten im mit 22 012 Zuschauern ausverkauften Stadion die Tore für die dominierenden Gastgeber. Alassane Pléa (77.) konnte für die Borussia nur noch verkürzen.
Gute Einstimmung auf Real-Duell
Unter Neu-Coach Bjelica sprang Union damit zumindest für eine Nacht vom letzten auf den 15. Platz der Fußball-Bundesliga. Eine bessere Einstimmung für das letzte Champions-League-Spiel am Dienstag gegen das große Real Madrid hätten die Köpenicker kaum feiern können. «Wir können mit breiter Brust in dieses Spiel gehen», meinte Bjelica. Nur mit einem Sieg gegen den internationalen Rekordchampion hat Union noch eine minimale Chance auf ein Überwintern zumindest in der Europa League.
International denkt Mönchengladbach derzeit nicht. «Wir werden das analysieren», sagte Seoane zu der unerklärlich dürftigen Leistung. Die Gladbacher konnten den Schwung aus dem Pokal-Sieg gegen den VfL Wolfsburg am Dienstag nicht mitnehmen und blieben auch im vierten Liga-Auswärtsspiel in Serie sieglos. Sechs Punkte Vorsprung auf Union sind kein dickes Ruhekissen.
Bjelica will Offensivakzente
Ständig Druck machen, offensiv spielen. Das waren die Vorgaben von Bjelica an seine Mannschaft. Das klang nach dreieinhalb Monaten maximaler Tristesse wie ein fast schon tollkühnes Wunschdenken. Aber, siehe da: Gladbach machte nach 120 Pokalminuten brav wie müde mit, und die Eisernen zeigten die mit Abstand beste Leistung seit jenen August-Tagen, als Union nach zwei Spieltagen noch unter Langzeit-Trainer Urs Fischer ganz oben in der Tabelle stand.
Hollerbach arbeitete emsig an seinem Image als erster großer Gewinner des Trainerwechsels. Unter Fischer war er ein Dauerreservist, nun war er frecher Antreiber. «Ich hatte die Woche schon ein gutes Gefühl», berichtete der Matchwinner. Mit weniger Schnörkel spiele der Neuzugang von Wehen Wiesbaden nun, meinte Kapitän Rani Khedira. Das sei der Rat gewesen von den Kollegen, sagte Hollerbach. «Er kann uns mit Schnelligkeit ins Spiel bringen», sagte Bjelica über den Angreifer, der gegen Real nicht spielen darf, weil Fischer ihn nicht für den Champions-League-Kader bei der UEFA anmeldete.
Nach dem Führungstor per Handelfmeter von Kevin Volland (23. Minute) zog Hollerbach kurz nach der Pause flach ab. Unhaltbar für den Ex-Unioner Moritz Nicolas im Gladbacher Tor. Dass dann auch noch Joker Kaufmann traf, passte zu diesem neuen Kapitel der Union-Saga. Auch der Däne war bei Fischer maximal zweite Wahl gewesen.