Der FC Bayern wird Meister – wer sonst? Bei der Frage nach dem heißesten Titelanwärter in der 60. Jubiläumssaison der Fußball-Bundesliga herrscht unter den Trainern und Managern der Vereine Einigkeit.
Zwar ist die Hoffnung auf mehr Spannung als in den Vorjahren groß. Doch in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur, an der sich 17 von 18 Clubs beteiligten, gab es keinen anderen Meistertipp als den Rekordmeister und Titelverteidiger aus München.
Selbst die potenziellen Bayern-Jäger stapeln vor dem Saisonstart an diesem Freitag wie gewohnt tief. «Mit diesen Neuzugängen ist Bayern München Topfavorit Nummer eins. Sie verlieren in Robert Lewandowski zwar einen außergewöhnlichen Spieler, bekommen aber in Sadio Mané und Matthijs de Ligt zwei außergewöhnliche dazu. Leipzig, Leverkusen, wir – wir alle würden es natürlich gerne mal haben, dass der FC Bayern nicht Meister wird», sagte Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Zwingend erwarten könne man dies jedoch nicht.
Großer Favorit ist zweifellos erneut Bayern München
Ähnliche Töne kommen aus Leipzig. «Wir sind ambitioniert und wollen natürlich auch das bestmögliche Ergebnis erreichen und uns erneut für die Champions League qualifizieren. Doch den Meistertitel auszusprechen oder gar als Ziel vorzugeben, wäre für uns vermessen», betonte RB-Trainer Domenico Tedesco. Die Sachsen konnten sich gerade erst beim 3:5 im Supercup von der Stärke des Branchenführers überzeugen. Für Tedesco steht fest: «Der große Favorit ist zweifellos erneut der FC Bayern München.»
Das sieht der Rest der Liga ebenso, zumal die Bayern genau mit diesem Selbstverständnis in die Spielzeit 2022/23 gehen. «Wir wollen unbedingt die elfte Meisterschaft hintereinander holen», betonte Präsident Herbert Hainer. Und Vorstandschef Oliver Kahn sagte: «Wir haben einen Top-Kader! Alle, die da sind, brennen darauf, noch einen draufzusetzen und mehr Titel zu gewinnen als in der vergangenen Saison.»
Auch nach zehn Meisterschaften in Serie ist der Erfolgshunger an der Säbener Straße weiter groß. «Wir haben damit etwas Außergewöhnliches geschafft», sagte Kahn. Es sei daher wichtig gewesen, Anpassungen vorzunehmen und die Motivation hochzuhalten. Seine Erwartung: «Wir werden viel Freude haben an der nächsten Saison.»
Bayer Leverkusen als möglicher Bayern-Jäger
Das befürchtet auch die Konkurrenz, die aber zumindest auf das Ende der Langeweile an der Liga-Spitze hofft. Neben dem BVB und Leipzig wurde auch Bayer Leverkusen öfter als möglicher Bayern-Jäger genannt. Bayer-Trainer Gerardo Seoane selbst wollte indes keinen Tipp abgeben. «Ich hoffe für die Spannung innerhalb der Bundesliga, dass es lange ein offenes Rennen zwischen diesen Clubs bleibt», sagte Sven Mislintat, Sportdirektor des VfB Stuttgart. Kölns Coach Steffen Baumgart geht davon aus, «dass alle vier Teams um die Meisterschaft spielen werden. Die Bayern genauso wie der BVB, Leverkusen und Leipzig sind für die neue Saison richtig gut aufgestellt.»
Augsburgs Manager Stefan Reuter hat beobachtet, dass die Verfolger kreativer geworden sind, «um dichter an die Bayern heranzukommen und den Meisterschaftskampf spannender zu machen». Hertha-Trainer Sandro Schwarz sieht aber nur eine Chance für die Herausforderer, «wenn diese über die Saison hinweg eine ähnliche Konstanz an Topleistungen hinbekommen» wie die Münchner. Für BVB-Boss Watzke steht aber fest: Selbst wenn die Qualität, der Mut und das Glück vorhanden sind, «müssten uns die Bayern immer noch entgegenkommen oder den Leipzigern oder den Leverkusenern oder wem auch immer».
Das erwartet aber kaum jemand in der Liga – im Gegenteil. «Der FC Bayern ist das Maß aller Dinge», betonte Bochums Trainer Thomas Reis. Darin ist er sich mit vielen Kollegen wie Niko Kovac (Wolfsburg), Ole Werner (Bremen), Daniel Farke (Mönchengladbach), Bo Svensson (Mainz), André Breitenreiter (Hoffenheim), Frank Kramer (FC Schalke 04) oder Oliver Glasner (Frankfurt) einig. Sie alle sehen die Münchner als Topfavoriten an. Christian Streich, Trainer des SC Freiburg, prophezeite: «Bayern wurde mit der besten Leistung zuletzt immer Meister und es hat keiner geschafft, besser zu sein. Das wird auch dieses Jahr schwer werden.»