Die Frage ist, welche Aufgabe die größere Herausforderung ist für Hertha BSC in der kommenden Woche.
Am Sonntag bietet sich der Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz die nächste Möglichkeit, endlich den ersten Heimsieg in dieser Saison mit den weiter so leidenschaftlichen und unterstützenden Fans zu feiern. Der Gegner ist allerdings der SC Freiburg, und das Team aus dem Breisgau ist Tabellenzweiter der Fußball-Bundesliga. 17 Punkte holte Freiburg, zehn mehr als die Berliner.
Fünf Siege feierten sie schon, vier mehr als die Berliner. «Natürlich müssen wir auch einiges besser machen, aber es gibt keinen Grund, negativ gestimmt zu sein», sagte Torschütze Dodi Lukebakio nach dem 1:1 am Sonntag im Olympiastadion gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Es hat sich auch einiges verändert bei der Hertha in dieser Saison. Die Mannschaft macht noch lange nicht alles richtig, sie zeigt aber Charakter. Und die Anhänger danken es den Berliner Profis, die bisher erst einen Sieg schafften. Auch nach dem Remis, immerhin dem vierten Spiel ohne Niederlage in Serie.
Finale Zerreißprobe?
Alles gut, also? Weit gefehlt. Ausgerechnet in der Woche, die mit dem Tag der Deutschen Einheit an diesem Montag startet, wird die Einheit beim Hauptstadtclub auf eine harte Probe gestellt, womöglich auf eine finale Zerreißprobe.
Die Fans bezogen schon mal klar Stellung. «Schmutzkampagnen, Detektive und Millionen werden es nicht beenden, Hertha BSC bleibt fest in unseren Händen», hieß es auf einem mehrteiligen Spruchband, auf einem anderen stand in großen Lettern: «Windhorst raus aus unserem Verein.» Gemeint ist Lars Windhorst. Der Unternehmer, der seit seinem Einstieg 2019 374 Millionen Euro über seine Tennor-Gruppe in die Hertha-Kasse spülte. Der Fairness halber muss auch erwähnt werden, dass sich das sportlich wenig bemerkbar machte.
In der ohnehin nicht konfliktfreien Partnerschaft, die auch schon zu einem bemerkenswerten Intermezzo von Jürgen Klinsmann als Hertha-Coach geführt hatte, stellt sich nach den jüngsten Geschehnissen vor allem eine Frage: Was nun?
Windhorst dementiert
Windhorst soll eine Kampagne über eine israelische Detektei beauftragt haben gegen den ehemaligen Hertha-Präsidenten Werner Gegenbauer. Windhorst bezeichnete entsprechende Berichte als Unsinn. Hertha setzte eine Kanzlei zur Aufklärung ein, forderte eine schriftliche Stellungnahme vom Investor, der 66,6 Prozent an Hertha BSC GmbH & Co. KGaA besitzt. Der wiederum findet das gar nicht gut, wirft der Hertha-Führung um den neuen Präsidenten Kay Bernstein – einer, der den Fans als ehemaliger Ultra nahe steht – unter anderem fehlenden Respekt vor.
Das alles habe «logischerweise jeder einzelne» mitbekommen, sagte Trainer Sandro Schwarz nach dem Spiel. Zuvor hatte Manager Fredi Bobic zu den Windhorst-Vorwüfen gesagt: «Da reagiere ich gar nicht drauf. Das ist seine Meinung, die darf er öffentlich kundtun.» Die Frage nach der größeren Herausforderung stellt sich weiter.