DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig sieht die wahrscheinliche Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft 2034 in Saudi-Arabien kritisch, will dies aber als private Meinungsäußerung verstanden wissen. «Ich beneide unseren Präsidenten nicht. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken in der Frage. Und da ich ja eingangs gesagt hatte, dass ich nicht für den diplomatischen Dienst tauge, kann ich Ihnen privat sagen, dass ich Jamal Khashoggi nicht vergessen habe», sagte der für den Sport im Deutschen Fußball-Bund zuständige Funktionär im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF.
Damit erinnerte Rettig an den saudischen Journalisten und Regierungskritiker Khashoggi, der von einem Sonderkommando aus Saudi-Arabien am 2. Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul brutal getötet worden war. Der Kronprinz und faktische Herrscher Saudi-Arabiens, Mohammed bin Salman, räumte die Tötung ein, bestritt aber, sie angeordnet zu haben.
Hintergrund für die wahrscheinliche Vergabe der Fußball-WM 2034 an Saudi-Arabien ist ein Schachzug des Weltverbandes FIFA unter Führung des Schweizers Gianni Infantino. Das FIFA-Council entschied im Oktober, dass die WM 2030 auf den drei Kontinenten Südamerika, Afrika und Europa stattfinden wird. Die WM 2026 wird in den USA, Mexiko und Kanada ausgetragen. Für die WM 2034 sollen sich laut FIFA-Mitteilung gemäß dem Rotationsprinzip nur Vertreter aus Asien und Ozeanien bewerben. Kurz darauf kündigte Saudi-Arabien offiziell seine Bewerbung an, Australien als einziger potenzieller Kontrahent zog sich zurück.
Der DFB unter Führung von Präsident Bernd Neuendorf hatte für die Drei-Kontinente-WM 2030 gestimmt und damit Saudi-Arabien den Weg für die Austragung 2034 mit geebnet. Ob Deutschlands Zustimmung mit der eigenen Bewerbung für die Frauen-WM 2027 zusammenhängt, die in diesem Mai vergeben werden soll, ließ Rettig offen. «Es ist in der Tat eine schwierige Situation», sagte er.