Bernd Neuendorf befürchtet im Zuge der hitzigen Debatten um den Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball Liga einen erheblichen Imageschaden für die gesamte Branche.
«Ich verfolge die Diskussionen über einen möglichen Investoreneinstieg bei der DFL auch deshalb mit Sorge, weil allein der Verdacht, es könnte in diesem Zusammenhang zu einem Verstoß gegen die 50+1-Regel gekommen sein, die Reputation des Fußballs in Deutschland gefährdet», sagte Neuendorf am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.
Die 50+1-Regel, die im Kern eine Stimmenmehrheit von Investoren an den Kapitalgesellschaften von Vereinen verhindert, sei in den Statuten des Deutschen Fußball-Bundes und der DFL festgeschrieben. «Und wir sollten die eigenen Statuten sehr ernst nehmen», appellierte Neuendorf.
Die DFL will für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen von einem Finanzinvestor eine Milliarde Euro kassieren. Bei der Abstimmung der 36 Proficlubs über den Deal war die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp zustande gekommen. Aufgrund der umstrittenen Rolle von Geschäftsführer Martin Kind von Zweitligist Hannover 96 steht der Verdacht im Raum, dass bei dem Votum ein Verstoß gegen die 50+1-Regel vorgelegen haben könnte.
Neuendorf mit Forderung
Hannovers Vereinsführung hatte Kind angewiesen, gegen den Investoren-Einstieg zu stimmen. Das Abstimmungs-Ergebnis und die öffentlichen Bekenntnisse von Antragsgegnern lassen jedoch darauf schließen, dass Kind mit Ja gestimmt und dem DFL-Plan damit zur nötigen Mehrheit verholfen hat. Kind selbst hat sich zu seinem Votum nicht geäußert. Zuletzt hatten sich einige Vereine für eine Neuabstimmung ausgesprochen.
Neuendorf forderte die DFL in dem Prozess zur strikten Einhaltung der Statuten auf. «In meinen Augen ist die 50+1-Regel eine zentrale sportpolitische Norm des Fußballs in unserem Land. Die 50+1-Regel ist die Garantie dafür, dass die Bundesliga nicht zu einem Spielball der Investoren wird und der Garant für die Akzeptanz unseres Sports in der Gesellschaft. Und das ist mehr wert als jeder noch so potente Geldgeber», sagte der 62-Jährige und ergänzte: «Wir alle wollen den Fußball weiterentwickeln – auch wirtschaftlich. Aber das muss mit Augenmaß geschehen.»