Zumindest fern der Heimat herrschte heile Welt. Bei der Eröffnung des BVB-Büros in New York mit 300 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Sport ging es entspannt zu. Doch das mondäne Event, mit dem der Bundesliga-Vierte seine Internationalisierung vorantreibt, passt nicht so recht zur derzeit angespannten Lage.
Nach schwachen Spielen in Wolfsburg (1:1), Eindhoven (1:1) und gegen Hoffenheim (2:3) wächst der Druck – vor allem für Edin Terzic. Ein weiterer Rückschlag am Samstag bei Union Berlin (15.30 Uhr/Sky) würde nicht nur die Champions-League-Qualifikation, sondern auch den Job des Trainers zunehmend gefährden. In diversen Medien ist gar schon von einem «Endspiel» für den 41-Jährigen die Rede.
Solch knallige Schlagzeilen über seinen angeblich wackelnden Trainerstuhl können Terzic nicht schrecken: «Es wundert mich nicht, dass es nach einer Woche mit zwei Unentschieden und einer Niederlage unruhig wird. Aber letztlich ist es schon die gesamte Saison so. Dementsprechend versuche ich, das nicht an mich heranzulassen.» Aus Selbstschutz schränkt er seinen Medienkonsum schon länger stark ein: «Ich habe mir grundsätzlich abgewöhnt, Dinge zu lesen», bekannte er, «deshalb habe ich das in den letzten Tagen nicht verfolgt.»
Matthäus spricht von «Qualitätsproblem»
Die Kritik von Lothar Matthäus in einer Kolumne unter der Woche blieb ihm damit erspart. Für den Rekord-Nationalspieler und Sky-Experten spielt das Terzic-Team weit unter den Erwartungen. «Die Mannschaft ist verunsichert, irgendetwas stimmt nicht mit ihr. Anscheinend trägt sie einen Virus in sich, der sie bremst», schrieb der 62-Jährige. «Viele Spieler, die in den letzten 18 Monaten geholt wurden, haben die Erwartungen nicht erfüllt. Dadurch hat man ein Qualitätsproblem», befand Matthäus.
Auch wenn sich der Vorwurf nicht ausdrücklich gegen den Trainer richtete, trug er zur wachsenden Kritik an Terzic bei. Doch der ist heikle Situationen mittlerweile gewohnt. Schon mehrfach wurde ihm ein baldiges Ende beim BVB prophezeit. Zuletzt im vergangenen Dezember, als ihm die Vereinsführung nach einer turnusmäßigen Sitzung vor der Winterpause jedoch das Vertrauen aussprach. Dass ihm wenig später mit Nuri Sahin und Sven Bender zwei BVB-Legenden als Assistenten zur Seite gestellt wurden, werteten viele Beobachter allerdings als wachsende Zweifel der Bosse an der Arbeit des Trainers.
Das gute Verhältnis zu Hans-Joachim Watzke könnte dem Fußballlehrer auch diesmal vor dem Verlust seines Traumjobs bewahren. Der Geschäftsführer hatte noch im vergangenen August angekündigt, über Jahre an dem bekennenden BVB-Fan Terzic festhalten zu wollen. Doch im Januar klang das schon anders. «Im Nachhinein weiß ich nicht, ob ich das noch mal gesagt hätte. Fußball ist ein Ergebnissport. Wenn man 15-Mal hintereinander verliert, ist es egal, was man mal gesagt hat, dann wird es einfach schwierig», relativierte Watzke.
Terzic warnt vor Panikmache
Viel wird für Terzic davon abhängen, ob die Mannschaft den vierten Tabellenplatz halten kann. Bei nur noch einem Punkt Vorsprung auf Verfolger Leipzig und einem deutlich schwereren Restprogramm mit Spielen gegen die Top Drei aus Leverkusen, München und Stuttgart wird die angestrebte Rückkehr in die Champions League zu einer wackeligen Mission. Ohne die üppigen Zusatzeinnahmen aus der Königsklasse wäre der im kommenden Sommer dringend notwendige Umbau der Mannschaft schwerer zu finanzieren. Dass mehrere Verträge auslaufen, erhöht den Druck.
Dem stärker werdenden Misstrauen begegnet Terzic mit demonstrativer Zuversicht und warnte vor Panikmache: «Wir sind davon überzeugt, dass wir die Champions League erreichen. Es liegt in unserer Hand – wir müssen in den nächsten Wochen alles dafür tun, klar zu bleiben und ruhig zu arbeiten.»