Dreimal war Hertha BSC praktisch schon gerettet. Aber immer lief doch noch etwas schief. Diese Serie gipfelt für die Berliner im Schock von Dortmund.
Jetzt geht es für das Team von Trainer Felix Magath in der Relegation weiter. Der siebte Abstieg aus der Fußball-Bundesliga muss verhindert werden.
Das Drama:
Und wieder fehlten nur ein paar Minuten. Hertha BSC hat den negativen Rettungs-Hattrick hingelegt und zum dritten Mal in Serie den vorzeitigen Klassenerhalt verpasst. Nach dem 1:1 in Bielefeld und dem 1:2 gegen Mainz wurde es diesmal extra dramatisch. Alles lief nach Plan. Ishak Belfodil (18.) traf zur Führung, der Ausgleich durch Erling Haaland (68.) war zwar ärgerlich. Doch sogar das 1:2 durch Borussia Dortmunds Youssoufa Moukoko in der 84. Minute wäre noch zu verschmerzen gewesen.
Doch der Stuttgarter 2:1-Siegtreffer gegen den 1. FC Köln in der zweiten Minute der Nachspielzeit war ein echter Nackenschlag. «Die Jungs sind total fertig und sitzen abgearbeitet in der Kabine», sagte Geschäftsführer Fredi Bobic. «Der ein oder andere hat den Kopf hängen lassen», sagte Trainer Felix Magath.
Die Lage:
Am Donnerstag kommt wahrscheinlich Magaths Ex-Club Hamburger SV zum Hinspiel ins Olympiastadion. Auch Darmstadt 98 oder – eher unwahrscheinlich – Werder Bremen sind noch Kandidaten für die Nervenspiele in der Relegation. Das Rückspiel findet am 23. Mai beim Zweitliga-Vertreter statt.
Magath änderte sofort seine Taktik. Nach dem provokanten Fatalismus, der die Relegation schon vorab als unausweichlich bezeichnete, setzt der 68-Jährige jetzt auf Optimismus und Lob. «Unsere Mannschaft hat sich hier in Dortmund als Bundesligist präsentiert. Deshalb bin ich zuversichtlich». Die Abläufe werden beibehalten. Heute steht um 10.00 Uhr das übliche Regenerationstraining an.
Die Erinnerung:
Vor zehn Jahren rettete sich Hertha mit einem 3:1 gegen Hoffenheim in die Relegation. Was folgte, war ein trauriges Schauspiel. Nach dem 1:2 im Hinspiel gegen Fortuna Düsseldorf war das Rückspiel von ständigen Unterbrechungen überschattet. Beide Fan-Lager brannte Pyrofackeln ab, warfen Knallkörper. Beim Stand von 2:2 eskalierte die Lage in der Nachspielzeit mit einem Platzsturm von Düsseldorfer Fans. Schiedsrichter Wolfgang Stark erklärte das Spiel für beendet und wurde von wütenden Hertha-Spielern attackiert. Es kam zu Einsprüchen und Verhandlungen vor den DFB-Gerichten. Der Hertha-Abstieg blieb bestehen. Herthas Lewan Kobiaschwili bekam die Rekordstrafe von mehr als sieben Monaten aufgebrummt.
Die Machtfrage:
Durch die Relegation schwelt auch der Konflikt zwischen Präsident Werner Gegenbauer und Millionen-Investor Lars Windhorst weiter. Beide Parteien haben sich Stillschweigen bis zur sportlichen Entscheidung auferlegt. Mittlerweile wird gemunkelt, dass Gegenbauer den Chefposten eh abgibt, um einer von Windhorst forcierten Abwahl am 29. Mai bei der Mitgliederversammlung zuvor zu kommen. Im Falle des Abstiegs würde sich sein Standing noch mehr verschlechtern. Windhorst ist nicht sein einziger Gegenspieler. Der Unternehmer und Ex-Ultra Kay Bernstein positioniert sich immer klarer mit seiner Abwahlkampagne gegen den Hertha-Boss.